DIE PLASTIKMADONNA

David Prudhomme, Pascal Rabaté

Weiter oben hatten wir ja schon mal das Thema „Blasphemie“ und auch DIE PLASTIKMADONNA (im Original bereits 2006 und 2007 in zwei Einzelbänden erschienen) könnten gläubige Christen als Angriff auf ihr Weltbild verstehen.

Doch im Gegensatz zum Brechstangen-Humor von DIE CHRONIKEN VON WORMWOOD schlagen die beiden Franzosen David Prudhomme und Pascal Rabaté, die bereits bei Reprodukt mit Arbeiten vertreten waren, wesentlich leisere Töne an, was DIE PLASTIKMADONNA eigentlich zur perfekten Vorlage für einen europäischen Programmkino-Film macht.

Im Mittelpunkt steht hier die Familie Garnier, die permanent den Reibereien des Großelternpaares ausgesetzt ist, denn während Oma Émilie gläubige Katholikin ist, ist ihr Mann Édouard überzeugter Kommunist, der den Glauben seiner Frau zwar toleriert, aber nicht akzeptiert.

Das Verhältnis der beiden beziehungsweise auch das von Kindern und Enkeln wird auf eine besonders harte Probe gestellt, als Émilie von einer Wallfahrt eine billige Plastik-Marienfigur mitbringt, die plötzlich blutige Tränen vergießt.

Eindeutig ein Wunder, oder auch nicht, gegen das Opas Lenin-Figur natürlich nicht ankommt, und für das auch die anreisenden Kirchenoberhäupter keine echte Erklärung haben. Prudhomme und Rabaté machen sich hier einen subtilen Spaß aus dem Wunderglauben unverbesserlicher Christen und schildern wirklich sehr schön, wie hilflos das soziale Umfeld der beiden Rentner damit umzugehen versucht, was DIE PLASTIKMADONNA zu einer wundervoll humorvollen wie äußerst gelungenen Graphik Novel macht – zeichnerisch mit eigenwilligem, etwas naiv anmutenden Strich umgesetzt –, die natürlich auch ihre nachdenklicheren Momente besitzt.