Es kommt sehr, sehr selten vor, dass eine Platte vier oder fünf Durchgänge hintereinander bei mir bekommt, schon deshalb, weil es viel zu viel Musik zu hören gibt, die sonst liegen bleibt. Dabei gibt es nur zwei Ausnahmen: Es ist ein Rezensionsexemplar, zu dem mir absolut überhaupt nichts einfällt und die Deadline klopft an die Tür, oder aber die Platte trifft derart meinen Nerv, dass ich überhaupt keine Lust mehr auf etwas anderes habe.
Hier ist letzteres der Fall. Tanzbarer deutscher Cold Wave, tief verwurzelt in den Achtzigern, der mich beim allerersten Mal ganz entfernt an die schändlich unterbewerteten DEO erinnert hat, die an manchen Stellen aufblitzen.
Wer hier aus der älteren Generation ein aufhorchendes Ohrenzucken verspürt, der sollte unbedingt zugreifen. Der Rest bemüht einfach mal YouTube, um sich schlau zu machen. Schleierhaft ist mir, warum hier kein Label zugegriffen hat, möglicherweise weil die Band aus Siegen stammt und nicht aus Berlin oder Düsseldorf, da muss man dann eben einfach alles selber machen.
Vier potenzielle Dancefloorhits, mit selbstverständlich schwarzer Kleidung und gerne auch introvertierter Körperhaltung! Wer bei „Wartesaal“ nicht nach dem zweiten Durchgang zustimmend mitsingt und bei „Strömung“ keinen Drang zum Tanzen verspürt, der ist ein Mutant! Großartig!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #118 Februar/März 2015 und Kalle Stille