DAS OMEN

Man könnte an dieser Stelle wieder über den Sinn und Unsinn von Remakes debattieren und warum es nach 30 Jahren nötig ist, für eine neue Kinogeneration quasi ein Update zu schaffen, aber letztendlich muss man das wohl akzeptieren und sich freuen, wenn mal etwas gelungenes dabei ist.

John Moore hatte sich bereits 2004 mit seinem Remake DER FLUG DES PHOENIX nicht gerade mit Ruhm bekleckert und legte mit DAS OMEN direkt ein weiteres Remake nach, wo man oft den Eindruck hatte, das dazugehörige Marketing, wie zum Beispiel den Film am 6.6.2006 ins Kino zu bringen, wäre interessanter als das Endprodukt.

Da gehen die Meinungen schwer auseinander, für mich liegt Moores Film irgendwo zwischen Roger Donaldsons THE GETAWAY und Gus Van Sants PSYCHO, also auf der einen Seite der Drang zur Modernisierung, auf der anderen das identische Spiegelbild des Originals.

Das führte bei Van Sant zu einem der einschläferndsten und sinnlosesten Remakes aller Zeiten, bei Donaldson dagegen zu einem unterhaltsamen, wenn auch nicht wirklich notwendigen Film. Moores Version sollte man auch besser als durchaus liebevoll gemeinte Hommage verstehen, denn bis auf kleine irritierende Veränderungen blieb Richard Donners Horrorklassiker grundsätzlich erhalten.

Was aber seltsamerweise nie wirklich langweilig wirkt, es stellt sich eher eine Vorfreude ein, mit der man eine bestimmte Szene erwartet, wobei sich schlecht sagen lässt, wie der Film auf Leute wirkt, die das Original noch nie gesehen haben.

Sieht man mal von Marco Beltramis schwacher Musik ab, die nie die Intensität der von Jerry Goldsmith erreicht, ist DAS OMEN ein effektiver Horrorfilm, der 2006 auch nicht weniger unglaubwürdig wirkt als 1976.

Denn es gibt auf dieser Welt wahrlich schrecklicheres als einen kleinen Hosenscheißer, der zufällig der Sohn Satans sein soll und in Folge das Schicksal eines Botschafters besiegelt, um dann im letzten Bild von Mr President an die Hand genommen zu werden.

An Liev Schreiber und Julia Stiles als Ersatz für Gregory Peck und Lee Remick muss man sich zwar erst mal gewöhnen, aber Pete Postlethwaite, Michael Gambon und David Thewlis sind in den Nebenrollen gut besetzt.

Und dann ausgerechnet noch Mia Farrow als Kindermädchen des Satansbratens, köstlich, die man auch gerne viel häufiger auf der Leinwand gesehen hätte. Dazu kommen einige nette visuelle Neuerungen, und bei der Köpfungsszene des Fotografen à la FINAL DESTINATION gibt es eh Standing Ovations.

Wobei man es fast bedauert, dass man einige explizitere Szenen der deleted Scenes nicht doch im Film gelassen hat und sich zum Beispiel bei der Erschießung das Botschafters an die Subtilität des Originals gehalten hat, da wäre sicher mehr drin gewesen.

Aber letztendlich muss sich jeder selbst ein Bild machen, was er von DAS OMEN hält, ich habe mich jedenfalls prächtig dabei amüsiert.



USA 2006, Universal

Originalität im momentanen Horrorgenre zu finden, wird immer seltener, und so ist auch James Gunns Kinofilmdebüt SLITHER nicht mehr als ein Sammelsurium von bekannten Ideen des Genres der letzten 50 Jahre.

Gunn, der sein Handwerk bei Troma lernte, bedient sich bei DER BLOB, NIGHT OF THE CREEPS, THE HIDDEN und noch zig anderen Filmen, in denen es um die Invasion Außerirdischer geht, und versucht dabei einen eher parodistischen Ansatz zu finden wie etwa Robert Rodriguez bei THE FACULTY.

Allerdings hält sich der Komödien-Anteil in Grenzen – ein weiterer SHAUN OF THE DEAD ist das nicht –, fast schon eher ein Old-School-Creature-Feature mit einigen bizarren Effekten, wo man doch wieder den Troma-Einfluss spürt.

Die Handlung ist auch nicht der Rede wert: Ein Meteorit landet in der Nähe der üblichen amerikanischen Kleinstadt. Michael Rooker in der Rolle des Grant Grant findet das Ding und wird durch einen außerirdischen Parasiten infiziert, wodurch er eine unappetitliche Transformation durchläuft.

Im Gegensatz zu den wassersüchtigen Außerirdischen in THE FACULTY stopft Grant in Folge Unmengen rohes Fleisch in sich hinein und gebärt weitere Parasiten, die die Bevölkerung langsam in ein Heer Zombies verwandeln.

Und natürlich gibt es da noch ein kleines Grüppchen, das den Außerirdischen Paroli bietet. SLITHER ist eigentlich schrecklich unoriginell und wäre sicher auch sterbenslangweilig, hätte Gunn das Ganze nicht äußerst kompetent umgesetzt, zwischen trashigem B-Film und Big Budget-Popcorn-Kino, mit einigen überraschenden, natürlich nicht allzu ernstzunehmenden Gore-Einlagen, die überwiegend noch handgemacht sind und so wenig wie möglich versuchen, auf den Computer zurück zu greifen.

SLITHER macht 90 Minuten lang durchaus Spaß, aber danach hat man den Film auch sehr schnell wieder vergessen, genauso wie den Großteil ähnlich gelagerten kommerziellen Horrors, nur dass Gunns Film letztendlich wesentlich mehr Charme besitzt.

Ein amüsantes Extra der DVD ist übrigens das Videotagebuch von Gunns Ziehvater Lloyd Kaufman, der wegen eines Kurzauftritts den Drehort besucht, der es dann doch nicht in die endgültige Fassung des Films schaffte.



UK/Irland 2005, Sunfilm

Billy O’Briens Spielfilmdebüt ISOLATION hingegen verzichtet auf jegliche Form von Humor und bemüht sich um echten Terror, eine Art „Alien mad cow disease“, der sich langsam auf einer irischen Farm entfaltet.

O’Brien setzt dabei auf möglichst düstere Bilder, so als ob man sich tatsächlich im Rumpf der Nostromo befinden würde, und eine etwas diffuse Story, wo ein nicht genauer erklärtes DNA-Experiment an Kühen zur Entstehung unangenehmer, sich schnell vermehrender und tödlicher Parasiten führt.

Denen ist eine kleine Gruppe ausgesetzt, darunter Ruth Negga aus BREAKFAST ON PLUTO und andere semi-bekannte englische Darsteller, die, wie man das kennt, der Reihe nach dezimiert werden.

Gerade zu Beginn ist ISOLATION in Sachen packender Horroratmosphäre wirklich extrem effizient, verspielt aber gegen Ende einiges an Glaubhaftigkeit, als es um seine eigentliche Monsterkreation geht, die das geringe Budget des Films offenbart, aber die glücklicherweise überwiegend im Dunklen bleibt.

O’Brien macht die Tür nicht allzu weit auf, enttäuscht damit sicher Horrorfans, die es gerne etwas expliziter und deutlicher haben, empfiehlt sich mit ISOLATION aber als Regisseur, der die Gesetze des Genres beherrscht und einem harmlosen Tier wie einer Kuh und einem idyllischen Bauernhof ein erstaunliches Bedrohungspotential entlocken kann – „On a farm, no one can hear you scream.“ Auch wenn man sich gewünscht hätte, dass die mysteriösen Experimente auf eine weniger gewöhnliche, klischeehafte Auflösung hinausgelaufen wären.

Den Namen Billy O’Brien sollte man sich aber auf jeden Fall merken.



UK 2005, e-m-s

Sieben Jahre nach seinem Spielfilmdebüt RAZOR BLADE SMILE, ein gar nicht so übler, flashiger Vampirfilm für die Goth- und Fetisch-Szene, setzt Jake West eher mal auf Holzhammerkomik und derben Splatter, der nichts für Schöngeister ist.

Und so muss man sich mehrmals während des Schauens mit einem Blick aufs Cover davon überzeugen, dass die FSK den Film tatsächlich mit einer normalen „ab 18“-Freigabe ungeschnitten hat passieren lassen, und das angesichts der schon recht unschönen Analuntersuchung durch die fiesen Aliens direkt zu Beginn.

Die FSK wird doch wohl nicht ihren Sinn für Humor entdeckt haben? Gleichzeitig versucht West auch noch, die UFO-Szene durch den Kakao zu ziehen, denn in seinem Film reist das TV-Team einer Sendung für paranormale Phänomene nach Wales, um da einer Entführung und Schwängerung durch Außerirdische auf den Grund zu gehen, im Schlepptau haben sie einen überzeugten nerdigen UFO-Gläubigen.

Und natürlich werden sie tatsächlich mit echten Außerirdischen konfrontiert, denen sie dann zusammen mit den walisischen Rednecks den Garaus machen müssen. Ein neuer BRAINDEAD ist EVIL ALIENS sicher nicht, falls er das überhaupt sein möchte, aber für so eine niedrigpreisige Produktion fliegen hier schon ganz schön die Fetzen, und man kann West ganz sicher nicht vorwerfen, dass die knapp zwei Millionen Dollar teure Produktion unter visueller Stillosigkeit leiden würde.

EVIL ALIENS ist rasant, sogar gar nicht so unwitzig, zumindest im englischen Original, und kann seine inhaltliche Unoriginalität durch eine gelungene Inszenierung und derbe Späße gut kaschieren, hinzu kommt ein schön schräges Personal.

West hatte eh kein subtiles Autorenkino im Sinn und hat für seine angepeilte Klientel einen Film gedreht, für den er sich bestimmt nicht schämen muss, denn gerade im Bereich „Funsplatter“ gab es in den letzten Jahren doch weitaus schlechtere und vor allem weniger unterhaltsame Filme.

Insofern schon fast wieder bedauerlich, dass sein neuer Film PUMPKINHEAD: ASHES TO ASHES großer Mist sein muss.