Neulich Lesung im „Wohnzimmer“, dem Vereinsheim unserer Solinger Veranstaltungsgruppe Cow Club. Dietlind Falk liest, ich habe keine Ahnung, wer das ist, kenne ihr Buch „Das Letzte“ nicht. Eineinhalb Stunden später bin ich Fan, habe ein Rezensionsexemplar mit Widmung in der Tasche und mache mich gleich ans Lesen, will das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Denn Dietlind Falk – Kind des Ruhrgebiets, studierte in Düsseldorf Literaturübersetzung – kann nicht nur sehr gut vorlesen, sie schreibt auch hervorragend, und im Fall von „Das Letzte“ nicht nur die deutsche Version der Romane anderer, sondern erstmals einen eigenen.
Ihrer Geschichte, ihren Figuren merkt man an, dass diese (wie Falk selbst auch) aus „unserer“ Szene kommen, dennoch ist „Das „Letzte“ kein Punkroman und im Gegensatz zu vielen solcher Bücher, deren Autor*innen mehr Selbstbewusstsein als Talent haben, merkt man hier jedem Satz an, wie lange daran gefeilt wurden.
Die Metaphern sitzen, die Sprache ist lebendig, die Story packend. Und die geht so: Junge Frau studiert in der großen Stadt, wohnt mit Freunden in einem schrottigen Haus, dessen Vermieter gar nicht merkt, dass keiner Miete zahlt, und alle haben so ihre Macken – inklusive der Protagonistin, die regelmäßig bei ihrem von ihr spöttisch Dr.
Mabuse genannten Therapeuten vorstellig werden muss. Überschattet wird das von einer verkorksten Mutter-Tochter-Beziehung und einer kaputten Kindheit. So weit, so trist – bis die Mutter einen Schlaganfall erleidet und die Tochter deren Messiewohnung auf- und ausräumen muss und das parallel auch mit ihrem Leben tut.
Das ist traurig, spannend und lustig zugleich und wirkt enorm lebendig durch die Parallelen zum Leben von Menschen, wie man sie selbst kennt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und Joachim Hiller