Um das Magazin profund zu reviewen, will ich die Herausgeber persönlich kennen lernen. Der Weg führt mich in einer verkehrsberuhigten Neunziger-Jahre-Einfamilienhaussiedlung zum Wendehammer mit guten Parkmöglichkeiten.
Vor der Tür steht ein nagelneuer Citroën Berlingo und ich klingle. Eine Frau mit Gurkenmaske macht mir auf. „Hallo, ich bin vom Ox und wollte zum Roland“, sage ich. „Roland hat keine Zeit.
Der bekommt gerade Nachhilfe in Mathe von Ferdinand“, sagt die Frau. Ich erkläre, dass ich extra aus Wuppertal angereist bin, nur kurz bleibe und dass das für die Karriere ihres Sohnes sicher förderlich sei.
Ich soll die Schuhe ausziehen und versprechen, dass ich in fünf Minuten wieder weg bin, und darf in den ersten Stock zum Kinderzimmer gehen. Ferdinand liegt, Roland sitzt. Als ich eintrete, verstecken die beiden Jungs ihre Joints hektisch hinter ihrem Rücken.
„Sag meiner Mutter bitte nichts“, flüstert Roland. „Kein Wort kommt über meine Lippen, ich hab’ früher sogar selber mal gekifft“, zwinkere ich ihnen zu. Da ich nur wenig Zeit habe, frage ich nur die wichtigsten Facts ab: Zwanzig Homestoryberichte über Typen der deutschsprachige Punk-Szene im weiteren Sinne – Jens Rachut, Co von den BOXHAMSTERS, PASCOW, Bela B., Tobias Scheiße, und, und, und.
Alles von den beiden Kiffern ausgedacht und zusammengedichtet. Ferdinand fragt mich: „Wie findest du das Magazin auf einer Skala von eins bis zehn denn so?“ Ich sage: „Zehn, da die meisten anderen Hefte total langweilig sind und ich mich beim Lesen eures Heftes vor Lachen gekringelt habe.“ Die beiden werden rot im Gesicht.
Es donnert an die Tür. Die Mutter schreit: „Fünf Minuten sind vorbei!!“ „Tschüüss“, sagen Roland und Ferdi, „Das Interview machen wir dann später über Skype.“ Sie holen wieder ihre Joints hervor und saugen daran.
Ich renne die Treppe hinunter, springe in meine Latschen, verabschiede mich von der unfreundlichen Gurkenfrau und fahre nach Hause. Das war ein schöner Nachmittag, obwohl ich mich anschließend total verfahren habe.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Headbert
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