DAS BUCH GENESIS

Robert Crumb

Robert Crumb ist seit den Sechzigern einer der bedeutendsten Künstler im Bereich von Undergrounds-Comics, und über seinen Klassiker FRITZ THE CAT ist sicher jeder mal gestolpert, der sich auch nur halbwegs mit diesem Medium beschäftigt – spätestens durch Ralph Bakshis gleichnamigen, wenn auch nicht werkgetreuen Animationsfilm.

Crumb ist auf jeden Fall bekannt für seine durch Sex, Gewalt und Drogen geprägten zeichnerischen Exzesse, eine skurrile Persönlichkeit, wovon man sich in der sehenswerten Dokumentation „Crumb“ über ihn selbst ein Bild machen kann.

Und auch wenn ich seine anstrengend schrägen Geschichten immer nur zum Teil ansprechend fand, seine eigenwilligen Zeichnungen besaßen auf jeden Fall großen Wiedererkennungswert. Seit Mitte der Neunziger lebt Crumb in Frankreich und scheint inzwischen eher um seriöse Kunst bemüht zu sein, und so präsentiert er uns hier doch allen Ernstes DAS BUCH GENESIS, und zwar alle 50 Kapitel.

Dabei ist er noch nicht mal der Erste, der sich des „Buches aller Bücher“ angenommen hat, denn etwa auch Ralf König oder MAD-Zeichner Basil Wolverton hatten bereits Illustrationen mit Bibel-Hintergrund veröffentlicht.

Aber warum auch nicht, ist die Genesis doch eine unerschöpfliche Quelle für Sex und Gewalt. Dumm nur, dass Crumb keine Neuinterpretation im Sinn hatte, sondern eine originalgetreue Wiedergabe diese hübschen Märchens inklusive des nervigen Bibel-Textes.

Die Erschaffung der Erde und der Menschen zu Beginn ist eigentlich noch ganz unterhaltsam, aber irgendwann wird die fortwährende ungezügelte Vermehrung und das gegenseitige Totschlagen doch etwas ermüdend, zumal Crumb auch überwiegend nur starre Einzelbilder produziert, durch die keinerlei echte „Action“ entsteht.

Die Bibel als solche ist sowieso nicht meine präferierte Literatur, aber was Crumb daraus gemacht hat, wird über 200 Seiten wirklich zur Qual, wobei ich mir seine eigenwilligen Zeichnungen jederzeit an die Wand hängen würde.

Und auch im Regal macht sich dieser edel ausgestattete Prachtband sehr gut. Aber vielleicht wäre ein wenig LSD bei der Umsetzung ja hilfreich gewesen, denn so bleibt DAS BUCH GENESIS eine sehr unbefriedigende Erfahrung, da muss man schon großer Fan von Crumbs Schaffen oder der Materie an sich sein.

Wobei es auf gläubige Menschen vielleicht sogar provokant wirken mag, wie Crumb hier die Schöpfungsgeschichte bebildert hat, denn wie heißt es doch noch gleich: Du sollst dir kein Gottesbild machen!