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DAS AUGE

Es gibt Menschen, die Claude Millers Verfilmung von Marc Behms Roman „Das Auge“ (engl. Originaltitel: „The Eye of the Beholder“) für einen der besten französischen Kriminalfilme der 1980er Jahre und eines der filmischen Meisterwerke dieses Jahrzehnts halten. Darüber kann man sicher streiten, aber Millers Film ist auf jeden Fall eine eigenwillige Mischung aus Psychothriller, Melodram und Schwarzer Komödie mit einem Hang zum Surrealen, unterlegt vom innovativen Score von Jazz-Größe Carla Bley. Deutlich weniger beeindruckend war Stephan Elliotts Neuverfilmung des Romans aus dem Jahr 1999 mit Ewan McGregor und Ashley Judd. In Millers immer wieder überraschendem Kriminalfilm spielt der großartige Michel Serrault (mit dem Miller schon 1981 bei „Das Verhör“ zusammengearbeitet hatte) den belgischen Privatdetektiv Louis Beauvoir, genannt „Das Auge“, der über den Verlust seiner Tochter Marie hinwegzukommen versucht. Bei der Beschattung einer jungen mysteriösen Frau (Isabelle Adjani, die schon 1976 in Polanskis „Der Mieter“ mitgespielt hatte), die sich als männermordende Serienkillerin entpuppt, der Beauvoir quer durch Europa folgt (worauf sich der Originaltitel „Mortelle randonnée“ bezieht, also „Tödlicher Ausflug“), aber sie nicht daran hindert, weitere Männer zu töten, wird er quasi ohne ihr Wissen zu ihrem Komplizen. Denn der Privatdetektiv hat sich in die fixe Idee hineingesteigert, die polizeilich gesuchte Verbrecherin Catherine Leiris müsse seine Tochter sein, wovon er sich bis zum finalen Showdown zwischen Catherine und ihm nicht abbringen lässt. „Das Auge“ wurde jetzt in ausgezeichneter Qualität auf DVD neu aufgelegt (deutsche Untertitel für die Originalfassung sind auch enthalten), und ist ähnlich empfehlenswert wie der im selben Jahr entstandene Psychothriller „Ein mörderischer Sommer“, ebenfalls mit Adjani.