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DANIEL KAHN

Bulat Blues

Wenn russisch angehauchte Folklore gut gemacht ist, dann versetzt es mich fast immer in „Doktor Schiwago“, einen meiner Lieblingsfilme. Weniger stilistisch, eher atmosphärisch. Fernab vom unsäglichen Kosaken-Trash, der sich hartnäckig größter Beliebtheit erfreut in den AJZs der Bundesrepublik.

Auf „Bulat Blues“ widmet sich der aus Detroit stammende und in Berlin lebende Daniel Kahn der Arbeit des großen russischen Liedermachers Bulat Okudschawa (1924-1997). Mehrfach im zweiten Weltkrieg verwundet, die Mutter Jahrelang im Gulag, sein Vater von Stalins Schergen hingerichtet wegen angeblicher Spionage für Deutsche und Japaner.

All das überlebte Bulat Okudschawa, wurde später ein beliebter Journalist, Dichter und eben Liedermacher. Daniel Kahn hat mit Hilfe von Freund*innen jetzt eine Auswahl seiner Songs ins Englische übersetzt.

Begleitet hat ihn der Moskauer Musiker Vanya Zhuk auf der russischen siebensaitigen Gitarre. Den Großteil vom Album bestreiten die beide alleine, ergänzt durch andere Instrumente (Akkordeon, Geige, etc.), was dem Ganzen einen leichten Klezmer-Anstrich verleiht.

Ein herausragendes und eindringliches Folklore-Album, das diese Bezeichnung wirklich verdient, im wunderschönen Digipak, mit allen Texten. Wer Leonard Cohen schätzt, sollte hier unbedingt reinhören.