Norwegen ist seit 2019 um eine senkrecht startende Band reicher. MURDER MAIDS aus Trondheim wurden für ihr Debütalbum „Knives Out“ als beste Newcomer für einen norwegischen Grammy nominiert. „Dance Or Die“ setzt diesen rasanten Aufstieg eisern fort. Das Quintett verortet sich selbst im Oldschool-Punk der Siebziger und Achtziger Jahre. Dabei ist Album Nummer zwei um viele Elemente reicher. Manisch-peitschender Gesang („Snort vinyl, play coke“), der durchaus als Punk-Variante von KVELERTAK („Norwegian Hollywood“) bezeichnet werden kann, Skatepunk („Chain dog“) und auch Vibes à la TURBONEGRO („Avalanche“) machen die 13 Songs zu einem wilden Ritt durch den Querschnitt der Punk-Genres. Diese Einflüsse reichen MURDER MAIDS aber nicht aus. Bei „Two faced“ hört man im Intro erst Congas und hat dann das Gefühl, einem Feature mit Freddy Cricien von MADBALL zu lauschen. Bei „D.o.d“ scheppert plötzlich ein Blastbeat aus den Boxen. In der zweiten Hälfte driftet diese Platte irgendwie ab in Richtung Crossover mit britischem Cockney-Akzent („Loud, lewd, lazy“). Weil warum nicht?! Und wenn wir schon in Skandinavien sind, grüßen noch THE HIVES („Sexual vacation“). Mir ist unklar, was man in Norwegen erlebt, um so was Diverses und doch Homogenes schreiben und abbrennen zu können. Puh. Das ist verrückt, außerordentlich und zu schnell vorbei, um zu verstehen, was passiert.
© by Fuze - Ausgabe #100 Juni/Juli 2023 und Marcus Buhl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Salvador Oberhaus