Foto

DAGMAR UND DER ORGANISMUS

Aus dem Schatten der Orgel

„Wenn alles muss und gar nichts kann – mach die Orgel an“ steht im Innern des Klappcovers von Dagmar Schönlebers und Christian Hosterts neuen „ORGANismus“-Album. Das rot-weiße Biest mit 61 Tasten, das hier den musikalischen Schwerpunkt setzt, heißt „Vox Continental 61“, ein zeitgemäßer Aufguss der legendären Sixties-Orgel mit millionenfachen digitalen Gimmicks und eingebauter Rhythmusautomatik. Darauf begleitet Hostert die rotzigen, auf berufsjugendlich gedrechselten Texte aus der Perspektive von Fortysomethings mit einem gewissen Gespür für Pointen und Twists des Alltags. Diese intoniert La Schönleber, auch als Kabarettistin aktiv, nicht ohne Inbrunst und mit abgebrühter Nonchalance. Leider haben die Arrangements und die auf LoFi-Ästhetik schielende Produktion lediglich den Charme eines ersten Demos. Man verwurstet frei von der Leber weg Chanson und Reggae, zitiert Techno, dreht an allen Reglern und Knöpfen, ohne dass dabei ein stimmiges Konzept erkennbar wird. Mehr Politur täte not, oder aber vollständiger Rückzug in die Garage. Der ORGANISMUS liegt etwas unbeholfen zwischen diesen Polen, kann nicht annähernd mit der Grandesse von eigentlich nicht unähnlich angelegten Projekten wie den formidablen STEREO TOTAL konkurrieren, zeigt sich stets bemüht, aber kommt selten wirklich auf den Punkt.