Die DEUTSCH AMERIKANISCHE FREUNDSCHAFT, das waren drei grandios-essentielle Platten zwischen 1981 und 1982 ("Deutsch Amerikanische Freundschaft", "Gold und Liebe", "Für immer"), kurze prägnante Parolen, die zu mehrschichtigen Sequencerbeats und einem präzisen Schlagzeug oftmals nur "befohlen" wurden, wobei man nach den ersten drei Takten des Stückes schon im Bilde war.
Die ersten beiden Platten haben mit den genannten dreien nicht viel gemeinsam, zu experimentell, zu verspielt, nicht wegweisend für das, was gerne für die Ursuppe des Technosounds gehandelt wird.
1982 lösten sich DAF dann auf, weil man die Befürchtung hatte, sich nur noch "zu wiederholen". Das war's mit dem Kapitel DAF. Die Soloversuche von Gabi Delgado und Robert Görl verlaufen unter dem messbaren Gefrierbrand, das Technocomeback als DAF-DOS ist ein müder Abgesang dessen, was DAF einmal waren, findet nur in den Clubs statt und ist allenfalls geeignet, um für den täglichen Bedarf einer Linie Puderzucker zu sorgen.
Im Jahre 2002 gibt irgendein Irrer - wahrscheinlich im Rausch eines allseits bekannten Buches - den Herren einen dicken Scheck und überredet die beiden Herren, das "DOS" wieder für eine Platte zu streichen, um die guten alten Tage wieder aufleben zu lassen.
Unmöglich? In der Tat, denn alles was am Anfang genannt wurde, ist in den zwanzig Jahren irgendwo dazwischen auf der Strecke geblieben. Die kurzen prägnanten Parolen sind zu umständlichen ganzen Sätzen mutiert, eine allgemein bekannte Alterserscheinung bei Musikern, die auf einen Schlag eine Botschaft vermitteln wollen, wo früher nur die pure Lust an der Provokation war (die zudem mehr zum Nachdenken anregte als jede ausformulierte Tatsache, die sowieso jeder kennt).
Aus den mehrschichtigen Sequencerbeats kann man das mehrschichtig streichen, das präzise Schlagzeug komplett streichen (durch eine elektronische Flitzkackebeatbox ersetzt) und den Wiedererkennungswert der Stücke (nicht vergessen, nach drei Takten war man bei den drei DAF-Platten im Bilde) per Instant-Alzheimer besser vergessen.
Zu allem Überfluss versucht Herr Delgado auch noch, zu "singen", was mit den überlangen Texten und den gähnend langgezogenen Stücken zu einer echten Geduldsprobe wird. Hier klingt fast alles gleich, schon mal so oder so ähnlich gehört, im Grunde genommen wie eine andere Band, die nicht das Zeug dazu hat, DAF richtig zu kopieren und sich mangels Talent ohne viele Ideen im gehabten Wort- und Melodienfundus der Frühwerke bedient, um nochmal ein paar Kröten auf das Konto zu bekommen.
"Der Sheriff" ist ein plumper Annäherungsversuch an den "Mussolini", so durchschaubar wie nach dem zweiten Anhören nervtötend, es folgt viel belangloses Material, wobei beim Refrain von "Kinderzimmer" wenigstens etwas Freude aufkommt, für den Text hätte Delgado 1981 die Hälfte der Worte benötigt.
Vielen Dank! Wofür die Platte wirklich taugt, ist ein Quiz: Aus welchem Stück der Originalplatten stammt der leicht abgewandelte Beat? Wer diese CD gut findet, der hat entweder keine der Platten zwischen 81 und 82, oder diese schon so lange nicht mehr gehört, dass die Qualitäten dieser Scheiben im Laufe der Jahre (vielleicht zuviel Radio gehört, auf zu vielen Raves getanzt) verblasst sind.
Man hatte sich damals aufgelöst, um sich nicht selber zu kopieren, nun, hier sind sogar einzelne Stücke Kopien vorangegangener Songs derselben Platte, Kompliment. Das wahrscheinlich übelste Comeback seit zwanzig Jahren!!!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Markus Kolodziej
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