Wer bei NDW sofort an die einschlägigen Gassenhauer denkt, bei denen die Unterscheidung zwischen Industriemüll einerseits und gewachsener, echter Musik nur Menschen gelingt, die sich eingehend mit dem Thema beschäftigt haben, kann bei DAF alias DEUTSCH-AMERIKANISCHE FREUNDSCHAFT prototypisch nachverfolgen, wie die Entwicklung von NDW verlief.
Gegründet wurden DAF (die „deutsch-amerikanische Freundschaft“ war seinerzeit ein permanent seitens der Politik strapazierter Begriff, mit dem verdeutlicht werden sollte, wie „vorbei“ der Zweite Weltkrieg ist und wie sehr Westdeutschland den USA verbunden ist, weshalb man auch keine Kritik an den Verbündeten äußern durfte/sollte) 1978 in Wuppertal von Kurt Dahlke alias Pyrolater (Gründer des Ata Tak-Labels, bald auch bei FEHLFARBEN und DER PLAN), Robert Görl, Gabriel Delgado-López, Michael Kemner und Wolfang Spelmans.
Mit ersten Aufnahmen war die Band nicht zufrieden, speziell mit Delgado-López’ Gesang, woraufhin dieser die Band verließ und die verbliebenen Musiker ein Instrumental-Album aufnahmen. Diese Aufnahmen fanden im Heimstudio Spelmans statt, und das Ergebnis war ein völlig anderer Stoff als jener, den das Duo Görl/Delgado-López nach dem Wiedereinstieg von Letzterem und dem Ausstieg aller anderen Bandmitglieder auf den Hitplatten „Die Kleinen und die Bösen“ (1980), „Alles ist gut“ (1981) sowie „Gold und Liebe“ (1981) produzierten.
„Ein Produkt der deutsch-amerikanischen Freundschaft“ ist äußerst spröde Instrumentalmusik, ein Schritt weiter schon als die Krautrocker sowie die Experimentierer CAN und KRAFTWERK, oder, wie es seitens des Labels heute heißt, „instrumentaler, unstrukturierter Noise-Rock, gespielt von Langhaarigen und Schnurrbartträgern“, die, wie ich hinzufügen will, sicher Wildlederschuhe trugen, Selbstgedrehte rauchten und klapperige R4s fuhren.
Cool ging also anders, cool und Style, das waren „DAF2“ als Duo, hier hingegen wuchern noch die Siebziger und bilden den Kompost, auf dem die kreative, echte NDW gedeihen konnte, bevor sie von den Majors ausgeschlachtet wurde.
Wirklichen Spaß macht dieses Album nicht, aber es ist ein wichtiges Zeitdokument, seinerzeit erschienen auf Dahlkes eigens gegründetem Warning-Label, das bald darauf zu Ata Tak wurde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Markus Kolodziej
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