Foto

LTO

Daear

Hauntologie, die Wiederkehr unabgeschlossener Vergangenheiten oder uneingelöster Zukünfte, hat in gegenwärtiger britischer Popkultur vor allem zwei Schauplätze: elektronische Musik sowie rurale Landschaften. Das neue Album von LTO schreibt sich in diese Tradition ein und modifiziert sie zugleich. Denn während es meist Landstriche in East Anglia sind, die in Film und Literatur zum Gegenstand unheimlicher Wiederkehr gemacht werden, nimmt „Daear“ walisische Mythen her, um sie auf ihre Ästhetik des Unheimlichen hin zu untersuchen. Und während die bekanntesten Vertreter:innen hauntologischer Musik mit Überresten des Analogen arbeiten, bezieht der Sound von LTO seine heimsuchend-entstellten Referenzen bereits aus digitalen Traditionen. Digital generierte Stimmen werden ins gerade-noch-Hörbare verzogen, Melodien schrammen immer knapp am Eingängigen vorbei und werden von pulsierenden Beats und Synths in ein schwarzes Gewand gehüllt. Ein ebenso beunruhigendes wie hörenswertes Album.