Ich bin hin und her gerissen. CREMASTER pendeln zwischen Genialität und Lächerlichkeit. Einerseits sind sie wirklich erfrischend eigenständig, andererseits wirken sie wie ein sinnloses, überholtes Konzept.
Aber mal der Reihe nach: Bei CREMASTER handelt es sich um ein Quartett aus Nürnberg, das seine erste CD komplett D.I.Y. eingespielt und herausgebracht hat. Gut, das machen viele. Allerdings setzten sie sich durch ihre offensive "Ostrockorientierung" mehr als deutlich von der momentanen Szene ab.
Damit ist nicht eine politische Richtung gemeint, die ist hier absolut irrelevant, behaupte ich mal, sondern der Stil und die Themenverarbeitung in den Texten. Welche deutsche Band singt schon über die Wolga oder Sibirien? Ist das nun einzigartig oder einfach nur blöd? Vorwerfen muss man ihnen wirklich, dass sie kein Klischee auslassen, das alle Deutschen von Russland haben.
Dann die Umsetzung: Müssen Deutsche dabei immer mit Pathos überladene Weinerlichkeit mit lächelnder Schwermut verwechseln? Die Stimme ist auch das Hauptproblem bei der Umsetzung, diese Stimme klingt aufgesetzt.
So spricht beziehungsweise singt niemand ernsthaft. Da hat der Herr Sänger bestimmte Vorbilder im Kopf, die seine Eigenständigkeit extrem blockieren. Was sehr schade ist und viel versaut.
Ich behaupte weiter, wenn sie wirklich russisch singen würden, würden auch eingefleischte Russlandfans sie für eine Kultband halten und das zeigt wie gut, authentisch und außergewöhnlich CREMASTER für eine deutsche Band wirklich sind! Wer wirklich eine aufregende Band sucht, die komplett anders als alles andere klingt, bitte sehr: Hier ist sie.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Carsten Vollmer