COWBOYS & INDIES

Gareth Murphy

Bücher über einzelne Labels wie etwa Stax, Motown oder Sun gibt es so einige. Bei Biografien wichtiger Künstler besteht am Markt ebenfalls kein Mangel, auch die technischen Aspekte der Musikproduktion sind schon häufig dokumentiert worden.

Der irische Autor Gareth Murphy versucht sich an der Aufgabe, das alles in ein Werk zu stopfen und somit die erste umfassende Geschichte der Musikindustrie zu verfassen. Von den Anfängen mit Edisons Schallzylinder über die Erfindung des Grammophons, der Single, der Langspielplatte zur CD und schließlich bis zu mp3 und dem Zeitalter der Streaming-Dienste beschreibt er die Entwicklung eines Marktes, der mehr als einmal vor dem Kollaps stand und durch neue Allianzen, Konzentrationen und Strategien stets den Kopf aus der Schlinge zeihen konnte.

In den Mittelpunkt des Geschehens rückt er dabei die „Record Men“, also die visionären Talentsucher und -finder, Labelgründer und Deal-Maker. Dazu gehören Leute wie Elvis-Entdecker Sam Phillips, der mit dem Sun Label den Rock’n’Roll formte, Ahmed Ertegun von Atlantic, Berry Gordy, der Man hinter dem Motown-Imperium, abgebrühte Zocker wie David Geffen oder Macchiavellisten wie Malcom McLaren.

Rough Trade, 4AD, Virgin und auch Rick Rubin mit DEF JAM kommen ebenso zur Sprache. Leider verschiebt Murphy auch oftmals den Fokus auf Künstlerbiografien, und dann wird das Buch redundant, denn über Anekdoten wie etwa das erste Treffen der BEATLES und Dylan wurde zur Genüge an anderer Stelle berichtet.

„Cowboys & Indies“ weiß nicht wirklich, ob es Biografie, Sachbuch oder Positionspapier sein soll. Dennoch eine unterhaltsame und nützliche Lektüre, bisweilen aber wenig akkurat recherchiert und fast ein wenig schwatzhaft.