Auch wenn unterschiedliche Emo-Strömungen anscheinend immer wieder ein Revival erleben, wird dies bei der Version, wie COOL LIVING sie spielen, wohl nicht der Fall sein. Wobei der Begriff Revival bei diesem reduziert arrangierten und produzierten Stil wohl sowieso falsch gewählt wäre, da er nie an irgendeiner Art von Mainstream gekratzt hat. Insofern wirkt die Naivität, mit der das Trio zu Werke geht, einerseits bewundernswert, weil hier konsequent die Vision eines bestimmten Sounds umgesetzt wird, andererseits aber auch ein wenig fahrlässig, da gut zwanzig Jahre Evolution in Sachen technischer Entwicklung sowie die Möglichkeiten, die auch kleine Produktionen heute haben, konsequent außer Acht gelassen werden. Hier dürfte das Klangbild mit den Hörgewohnheiten Spätgeborener an vielen Stellen kollidieren. Es gibt keinen mehrstimmig arrangierten Gesang, keine zehn Gitarrenspuren, die konstant parallel laufen, und auch keine Drums, die am Rechner noch mal geradegezogen wurden. Genau hier liegt aber eben auch der Reiz und die Einzigartigkeit von „Adult Contemporary“: Jeder, der sich beispielsweise noch an frühe Veröffentlichungen von PALE erinnern kann, wird dieses Album umgehend in die Arme schließen, denn die Unmittelbarkeit der gelungenen Kompositionen wirkt absolut mitreißend.
© by Fuze - Ausgabe #98 Februar/März 2023 und Christian Biehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Sebastian Wahle