COMPLIANCE

Wer bei Craig Zobels Film „Compliance“ (was unter anderem „Unterwürfigkeit“ bedeutet) den Hinweis „inspired by true events“ übersieht oder ignoriert – groß genug wird er eigentlich eingeblendet –, bekommt nach spätestens 30 Minuten das Gefühl, dass die Macher ihr Publikum mit dieser komplett unglaubwürdigen Geschichte offenbar auf den Arm nehmen wollen.

Nur ist „Compliance“ nicht nur „inspired by true events“, sondern stellt ziemlich exakt und naturalistisch Ereignisse nach, die sich so am 9. April 2004 in einem McDonald’s-Restaurant in Mount Washington zugetragen haben.

Kein singuläres Ereignis, sondern der tragische Höhepunkt einer Reihe von „Telefonstreichen“ – ein sehr verharmlosender Begriff dafür – des 37-jährigen David Stewart. Der rief bevorzugt Fast Food-Läden in ländlichen Gegenden an, gab sich als Polizist aus, bezichtige weibliche Angestellte des Diebstahls und forderte deren Kollegen dann auf, diese in seinem Auftrag einer erniedrigenden Leibesvisitation zu unterziehen.

Das Ganze erreichte bei dem Vorfall im April 2004 eine ganz besonders hässliche Dimension, da es dabei auch zu sexuellem Missbrauch kam. Diese unangenehme Geschichte wurde in Gänze von Überwachungskameras aufgezeichnet, das heißt, der Film, den man hier sieht, existiert bereits in anderer Form.

Wie der Zuschauer damit umgeht, bleibt letztendlich ihm selbst überlassen, denn dieses Testament der Dummheit einer Gruppe unterschiedlicher Individuen ist in jedem Fall verstörend und nicht sonderlich unterhaltsam.

Natürlich kann man „Compliance“ auch als besonders diabolische und schwarzhumorige psychologische Studie über menschliches Fehlverhalten betrachten, das Lachen dürfte einem dennoch im Halse stecken bleiben.

Am Ende lautet die große Frage bei Zobels Film in jedem Fall: Wie hätte ich mich selbst in dieser Sitution verhalten?