Der Franzose Xavier Gens („Frontier(s)“) gehört ähnlich wie Julien Maury („Inside“), Alexandre Aja („High Tension“) oder Pascal Laugier („Martyrs“) zu einer neuen Generation von Regisseuren, die in den letzten Jahren für eine eine Art Renaissance des französischen Horrorfilms verantwortlich waren und mit ihren äußerst gewalthaltigen Werken alle Probleme mit dem deutschen Jugendschutz bekamen.
Gens allegorischer aktueller Film ist die Verfilmung des Bestsellers „Im Rausch der Stille“ von Albert Sánchez Piñol. Der spanische Autor schildert darin den Konflikt zwischen Mensch und Monster auf einer einsamen Insel fernab der Zivilisation, auf die sich ein irischer Freiheitskämpfer als Wetterbeobachter zurückgezogen hatte, um mit sich und der Welt ins Reine zu kommen.
Von seinem Vorgänger fehlt jede Spur, das einzige andere menschliche Wesen auf der Insel ist ein verwirrter Leuchtturmwärter, der sich, wie sich bald herausstellt, einen fortwährenden Kampf mit seltsamen, im Meer lebenden Wesen liefert, halb Fisch halb Mensch, die den Leuchtturm regelmäßig bei Nacht angreifen.
Eine faszinierende Geschichte mit Einflüssen von Joseph Conrad, Daniel Defoe und H. P. Lovecraft über urmenschliche Gefühle wie Angst (vor dem Fremden) und Hass, aber auch die Liebe, denn zwischen beiden Männern entwickelt sich eine tödliche Rivalität um die Gunst eines weiblichen Fischwesens.
Die FSK Freigabe „ab 12“ täuscht ein wenig darüber hinweg, dass Gens den hasserfüllten Genozid des Leuchtturmwärters an den Fischwesen ziemlich drastisch in Szene gesetzt hat. Insgesamt gelang ihm dabei eine atmosphärische und im wahrsten Sinne Lovecraft’sche Umsetzung von Piñols Buch, die tiefgründiger und subtiler ist, als es anfangs den Anschein macht, und die mit einer sympathisch humanistischen Botschaft aufwartet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Thomas Kerpen