Mit wenig scharfsinniger Wahrnehmung könnte man zu dem Urteil kommen, Powerpop sei ein Genre, dessen inhaltliche Substanz einzig und allein daraus bestehlt, dass ständig irgendeiner irgendjemand anderen anruft – Beziehungsdramen, Tanzvergnügen, Plattenvertrag mit Bomp!, etc.
pp, irgendwas ist ja immer und so greift ein wasserstoffblondierter Spargeltarzan im PLIMSOULS-Shirt erst zum Telefon und dann zur Rickenbacker. Bei den COLD CALLERS, dem x-ten GAGGERS-Spinoff, heißt es auch weiterhin „You ain’t no fun!“, wenn sie einem analog zum Bandnamen auf kalten Fuß erwischen, unangemeldet hereinschneien, um einem in kermithaft überpitchtem Tonfall ein paar Blitzpop-Splitterbomben vor die Füße zu rotzen, wie THE CHOIR auf Shore, 20/20 in zu engen Hosen oder PEZBAND von der Resterampe.
Gelegentlicher Synthesizer-Einsatz verleiht dem Ganzen einen trübsinnigen Twist, der einen aufhorchen lässt und in der Verzahnung mit den Herzschmerz-Themen nur an Intensität gewinnen kann, denn wo anderswo der Comic Relief auf das besungene Elend des Teenager-Dasein folgt, vibrieren die COLD CALLERS in freudloser Endzeitstimmung.
Wer sich also bei MISCALCULATIONS und NO EXIT vor Begeisterung in den Fuß hätte schießen können, wird an der postpunkig-düsteren Annäherung der COLD CALLERS an Seventies-Pinball-Machine-Teensounds und Sixties-Jinglejangle-Pop Gefallen finden, versprochen!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #124 Februar/März 2016 und Matti Bildt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #129 Dezember16/Januar17 2016 und Matti Bildt