COBRA

Hello! This Is Cobra

Ein beliebtes Klischee ist, dass Japaner sehr gut darin sind, bestimmte (westliche) Stile in Perfektion zu kopieren. Nun weiß ich nicht so genau, worin das Vergehen oder das Verwerfliche eines solchen Tuns liegen soll, denn das Kopieren, das Nachmachen liegt in der Natur des Menschen, und schlimm ist es nur dann, wenn es schlecht gemacht wird.

Und das kann man von COBRA aus Osaka, Japan nicht behaupten, denn die Ursprünge der Band gehen bis ins Jahr 1982 zurück, als Oi!-Punk in England selbst noch sehr lebendig war, etwa in Form der angeblich von der Band verehrten COCKNEY REJECTS, COCK SPARRER und BUSINESS.

1985 erschien mit „Stand The Pressure“ das erste Album der Band um Frontmann Yosu-ko, dann war es auch schon wieder um COBRA geschehen, die allerdings 1989 von Yosu-ko wieder ins Leben gerufen wurden.

1990 folgten dann gleich zwei Alben („Oi Oi Oi“ und „Captain Nippon“), die auf einem japanischen Majorlabel erschienen. Trotz des kommerziellen Erfolgs war 1991 wieder Schluss mit der Band, Yosu-Ko wandte sich der House-Music (!) zu, doch 1999 dann eine weitere Reunion, an der neben Yosu-ko erneut auch Urmitglied Naoki beteiligt war.

Zwei weitere Alben erschienen, die allerdings weniger dem gröligen Streetpunk huldigten als eher in Alternative-Rock-Gefilden wilderten. Weitere Alben folgten 2002 und 2003, die wieder den Anschluss an die alten Zeiten suchten, und 2009 dann kam mit „Hello! This Is Cobra“ doch noch ein ganz neues Album raus, das sich nun Knock Out für den europäischen Markt gesichert hat.

Denn auch bei COBRA verhielt es sich bislang so, wie bei vielen anderen japanischen Bands: Trotz vorhandener Qualitäten und kommerziellem Potenzial wird der Weg ins Ausland nicht gesucht, waren ihre Alben im Westen bislang Geheimtips für Verehrer klassischen UK-Streetpunks – ein Genre, das gerade in Deutschland viel zu selten gespielt wird, versuchen sich doch viele so genannter Skinhead-Bands stattdessen an deutschsprachigem, tumbem Teutonenrock.

Mit „Hello! This Is Cobra“ hat Knock Out nun einerseits das 2009 in Japan erschienene aktuellste Album der Band um Yosu-ko veröffentlicht, das keinerlei musikalischen Innovationen offenbart, sondern einfach nur simplen, mitreißenden Oi!/Streetpunk zu bieten hat.

Mit „... Is Back!“ gibt es dann auch noch ein paralleles Best-Of-Album, das allerdings unter dem Makel leidet, dass hier keineswegs 18 alte Songs zusammengestellt wurden, sondern die Band eine Reihe ihrer Klassiker neu eingespielt hat.

An (sinnfreien) Songtiteln wie „Have a good time“, „Oi Oi Oi“ oder „Oi tonight“ sollte man sich dabei nicht stören – und auch nicht an der Verwendung eines Schlagrings im Artwork. Dass die Band nix tut, sondern nur spielen will, beweist freilich der „FSK ab 0“-Aufkleber auf dem Cover, der sich auf die jeweils beiliegende Bonus-DVD bezieht.

Nicht unerwähnt bleiben sollte ein kleiner Sturm im Wasserglas, der sich vor dem Release dieser beiden Platten ereignete: Es tauchten Abbildungen eines alten Platten-Backcovers auf, mit einem Bandfoto, auf dem eines der Bandmitglieder in ziemlich dumm-provokanter Weise den rechten Arm hebt.

Das war und ist so „lustig“ wie die Hakenkreuz-Spielchen der frühen Londoner Punk-Szene, doch sollte man den real vorhandenen Nazi-Rockbands nicht den Gefallen tun, deren Tun mit dem eines verpeilten Japan-Streetpunks vor vielen Jahren gleichzusetzen.