Ohne Frage zählen die Schweden zu den routinierten Truppen des Düster-Metalls. Wobei sich Routine – wie nachweislich bei vielen Kollegen schon oft geschehen – auf einem neuen Tonträger dann gern auch mal als Langeweile entpuppt. Womöglich um genau dem vorzubeugen, verordnete sich die Band nach dem 2016er Album „The Fall Of Hearts“ eine kleine Auszeit – und die haben Jonas Renkse und Kollegen ganz offensichtlich genutzt, um die kreativen Kräfte zu sammeln. Denn „City Burials“ ist ein ungemein spannendes und vielschichtiges Album geworden. Eines, das diesmal ohne die ganz brachialen Momente auskommt – und doch eine nicht minder epische Tragweite entfaltet. Renkses klagend-einschneidendes Organ steht mehr denn je im Vordergrund – und wird in Songs wie der Dunkelballade „Lacquer“ vom reduzierten Instrumentarium und TripHop-lastigen Elektrobeats dann auch glänzend in Szene gesetzt. Oder aber der Frontmann bittet im verträumten „Vanishers“ zum schmachtenden Hühnerpelle-Duett mit Gastsängerin Anni Bernhard (FULL OF KEYS). Mit vertrackten Perlen wie „City glaciers“ kriegen KATATONIA jene Fans, die angesichts der sphärischen Ausflüge schon ungeduldig geworden sind, dann auch wieder ins Boot. Die Neun/Acht-Achtel-Schlagseite des Song hat den Rezensenten übrigens auch erstmal ein wenig aus dem Takt gebracht. Aber genau diese Details sind es am Ende, mit denen die Schweden den Hörer bei der Stange halten. Einfach schön.
© by Fuze - Ausgabe #82 Juni/Juli 2020 und Anton Kostudis
© by Fuze - Ausgabe #86 Februar/März 2021 und Anton Kostudis