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TILL KERSTING

Circuskind

Nachdem der Gitarrist und Sänger Till Kersting (noch) nicht bereits mit THE SUGARHILLS und zwei englischsprachigen Soloalben auf sich aufmerksam gemacht hat, kommt er nun mit deutschen Texten auf den Markt. Deutschsprachige Rockmusik? Für einen Moment zucke ich gequält zusammen. Aber allein, dass es ein Produkt von Bear Family ist, lässt mich schnell relaxen. Und dann legt er los und bringt acht grandiose Lieder. Mal in Verehrung für die Siebziger-Jahre-Sex-Ikone Uschi Obermaier, mal infantil-humorig wie in „Kleines Hippiemädchen“ („Und da hab ich wieder Brecherchen gemacht“). Klug auch von ihm – und das mag als Blaupause für all die Youngsters im Musikgeschäft dienen –, dass er es nicht ausufern lässt. Man muss keine 16 Songs schreiben, um gehört zu werden. Auch nicht auf einer LP. Beim letzten Song „Wenn ich dich mal verlier“ werde ich gefühlsmäßig übermannt. Das erinnert stark an „Nur zu Besuch“ von DIE TOTEN HOSEN und ich muss gestehen, dass ich es nicht bis zum Ende durchhören kann. Und ein größeres Kompliment für einen Künstler ist wohl schwer möglich. Bear Family? Da bleibt es doch nicht nur bei der reinen Scheibe? Ganz genau, anbei finden sich noch ein neckisches blaues Gitarrenplektrum, eine CD, eine Autogrammkarte, ein Comic-Heftchen zum Song „Lass uns ans Meer fahren“ sowie ein großes Textheft mit Fotos und Infos. Meine Platte der Ausgabe. Für alle, die mal über den Tellerrand hinausschauen können.