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FUTURE SOUNDS

Christoph Dallach

„Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“, heißt es ja bekanntlich, was im Fall der westdeutschen Bands, die ab Ende der 1960er Jahre unter dem Begriff Krautrock einsortiert wurden, zutreffender nicht sein könnte. Es musste erst der britische Musiker Julian Cope daherkommen, der 1995 seine subjektive Krautrock-Huldigung „Krautrocksampler“ veröffentlichte, und damit auch anscheinend andere Autoren aufweckte, denn seitdem erschienen zu dem Thema zumindest ein paar Abhandlungen. Aktuell vom „Spiegel“-Autor Christoph Dallach, Jahrgang 1964, der damit eigentlich zu jung ist, um diese Zeit wirklich bewusst erlebt zu haben. Anstatt sich also mit großem zeitlichen Abstand auf sehr subjektive und in Folge oft auch unbefriedigende Weise dem Thema zu nähern, wählt Dallach die Methode der Oral History, wie zuletzt Rüdiger Esch bei seiner äußerst lebendigen Aufarbeitung von „Elektronischer Musik aus Düsseldorf“ unter dem Titel „Electri_City“. Und so kommen in „Future Sounds“ ausschließlich die Protagonisten dieser speziellen Musikszene (eine Ausnahme ist Steven Wilson) mit Originalzitaten zu Wort. Das Buch ist also quasi ein durchgängiges Interview mit verschiedenen Sprechern, möglichst sinnvoll in Themenblöcken zusammengefasst, bei denen die zu Bands wie CAN oder FAUST größeren Raum einnehmen. Dabei mag keine allumfassende Analyse dieser Ära deutscher Rockmusik herausgekommen sein, aber eine unterhaltsame und humorvolle Reise zu den Ursprüngen dieser „Zukunftsmusik“, die sich als Reaktion auf die kulturelle Leere der Nachkriegsjahre und der offensichtlich gescheiterten Entnazifizierung Deutschlands entwickelte.