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THIS IS MY EVERYTHING

Christian Späth

Dass die DIY-Hardcore-Szene der Neunziger und frühen Nuller Jahre ein nahezu utopisches Konstrukt sei (S. 120), scheint in „This Is My Everything“ immer wieder durch. Geschildert wird der chronologische Weg des Musikerlebens von Christian Späth und seiner Wegbegleiter. Aus der Provinz in die Welt. Der Fokus liegt auf der Hardcore/Screamo-Band TIDAL, die von 1999 bis 2005 existierte. Das beinhaltet die Findung, erste Aufnahmen, Konzerte, längere Touren und die zwischenmenschlichen Höhen und Tiefen. Das Buch ist ein autobiografischer Erinnerungspool an eine nun schon zwanzig Jahre zurückliegende Zeit. Etliche Flyer und Fotos zeichnen authentisch das Szeneleben nach. Dass dabei auch Namedroppping (Bands, Labels, Personen, Orte) nicht fehlt, ist wohl dem minutiösen Festhalten von Erlebtem geschuldet, verstellt oftmals allerdings den Blick auf den wirklichen Aussagegehalt. Dieser ist meiner Meinung nach die nostalgische Erinnerung, in einer Band gespielt zu haben und es auch unter diversen Umständen fortzuführen. Dabei werden Erlebnisse angesammelt, die einem nicht genommen werden können. Das Buch lässt Leser:innen in eigenen Erinnerungen und Wünschen wühlen, die Antwort auf die Frage suchen: Wie ist das, in einer Band zu spielen, selbst wenn diese nicht berühmt wird, dies aber Möglichkeiten eröffnet für Touren und Aufnahmen in einem ganz eigenen Mikrokosmos? Christian Späth gibt darauf seine ganz eigene Antwort, die aber vermutlich vielen aus ihren erinnerungsschweren Herzen spricht und motiviert, zum Telefonhörer und alten Nummern zu greifen, um sich gegebenenfalls im Proberaum wieder zu treffen. Die Reunion-Shows im Screamo derzeit bezeugen den Wunsch, Altes aufleben zu lassen.