Zusammen mit Peter Holsapple hatte Chris Stamey mit den dB'S Anfang der 80er zwei großartige Powerpop-Platten eingespielt. 1983 verließ Stamey die Band, die danach nicht mehr dieselbe war. Und auch nach dem endgültigen Ableben der dB'S hatten Holsapple - der ja mal eine Zeit Aushilfsmusiker bei R.E.M.
war - und Stamey fleißig weiter Platten gemacht, allerdings erreichte keiner der beiden die Klasse der beiden genialen Frühwerke. So richtig intensiv verfolgt hatte ich Stameys weitere Karriere allerdings nicht, der jetzt sein bereits drittes Album für Yep Roc aufgenommen hat.
An dem Bandnamen kann man schon sehen, dass es sich um keine normale Soloplatte handelt, denn Stameys Backingband ist hier überraschenderweise YO LA TENGO. Zu Beginn gibt es erst mal ein paar Cover-Songs, darunter eine sehr schlaffe Version des TELEVISION-Klassikers "Venus", "Shapes of things" von den YARDBIRDS, die coole Jazz-Nummer "Compared to what" und "Politician" von CREAM.
Allerdings sind die Eigenkompositionen nach dieser netten Einleitung dann doch wesentlich befriedigender, wo Stamey und YO LA TENGO einen geschmackvollen, leicht nostalgischen Psychedelic-Pop zelebrieren, der ganz klar aus der Feder Stameys stammt, aber musikalisch durchaus auch an die frühen YO LA TENGO erinnert.
Nachdem der erste Ärger über Stameys eierlose TELEVISION-Version verraucht ist, fällt es schwer, dem Charme dieser schön instrumentierten melancholischen Platte nicht zu erliegen, die mit wunderbaren Melodien nur so um sich wirft, aber auch ihre raueren Momente besitzt, und die sich vor allem kaum tothören lässt, was man nicht über jede Platte sagen kann.
Wahrscheinlich wirklich alles ein Frage der richtigen "Temperatur". (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Thomas Kerpen