Foto

CHRIS DREIER, TIM LÖHDE

MK/CT

DIE TÖDLICHE DORIS waren eine dieser legendären Formationen, die in West-Berlin Anfang der Achtziger die Grenzen zwischen Musik und Kunst ausloteten und deren Auftritte oft mehr Happening waren, was sich auch in der Musik widerspiegelte – Stichwort: Geniale Dilletanten –, die auf Labels wie Ata Tak oder ZickZack erschien. Gegründet 1980 von den Kunststudenten Wolfgang Müller (Bruder von MUTTER-Frontmann Max Müller) und Nikolaus Utermöhlen, gehörte von 1981 bis 1982 auch Christine (auch Chris) Dreier zur Berliner Künstlergruppe, die danach als vielseitige Filmemacherin, Fotografin, Künstlerin und Musikerin dem Kulturbetrieb erhalten blieb. Das Album „MK/CT“ (auf Fang Bomb erschien bereits „Sprechpause“ von DIE TÖDLICHE DORIS) ist eine Zusammenarbeit von ihr mit Tim Löhde, Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie und Meisterschüler von Andreas Gursky – der Kunstaspekt ist hier also auf jeden Fall sehr ausgeprägt. Offenbar verwendete das Duo Field-Recordings der Geräusche des Temperaturschwankungen ausgesetzten Eises der zugefrorenen Spree, die zur Grundlage von Ambient/Drone/Neo-Klassik-Kompositionen wurden, die zwar aufgrund des Einsatzes eines Klaviers melodische Momente besitzen, aber vor allem als atmosphärische, kunstvolle Musique-concrète-Geräusch-Collage funktionieren. Wirklich bewerten lässt sich so was immer schlecht, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass „MK/CT“ einen reizvollen hypnotischen, dunklen Sog erzeugt, der einen davon abhält, hier wegen des Verzichts auf konventionelle Songstrukturen vorzeitig entnervt abzuschalten.