In einer früheren Besprechung hatte ich mal geschrieben, dass nur wenige Regisseure ein so geschlossenes, durchweg brillantes Frühwerk aufzuweisen haben wie Roman Polanski. Natürlich gab es auch bei dem umstrittenen, inzwischen 90-jährigen Regisseur, dem man vorwirft, 1977 eine Minderjährige vergewaltigt zu haben – 1972 soll er bereits eine andere Frau unter Alkohol gesetzt und vergewaltigt haben –, weniger gelungene Filme, dass ich aber mal sagen würde, ein Polanski-Film wäre völlig zum Vergessen, hätte ich auch nicht gedacht. Denn seine letztjährige schwarze Komödie „The Palace“ über einige wohlhabende Gäste, die in einem Hotel gemeinsam den Jahreswechsel verbringen, ist ein absolutes Debakel. Als Polanski „Chinatown“ drehte, war die Welt zwar auch nicht mehr in Ordnung für ihn, da fünf Jahre zuvor Anhänger der Manson Family seine hochschwangere Frau Sharon Tate ermordet hatten, aber der mit einem großartigen Jerry Goldsmith-Score versehene Film ist eines seiner echten Meisterwerke. Nicht zuletzt wegen des Drehbuchs von Robert Towne, der den Start seiner Karriere im Filmbusiness ähnlich wie Hauptdarsteller Jack Nicholson dem kürzlich verstorbenen Roger Corman zu verdanken hatte. Nicholson spielt in diesem düsteren Neo-Noir-Film, der perfekt das Raymond Chandler-eske Feeling der 1930er und 1940er Jahre aufgreift, den aalglatten Privatdetektiv J.J. Gittes, der 1937 in Los Angeles einem mit einer Familientragödie verknüpften Wirtschaftsverbrechen auf der Spur ist. Inzwischen wurde „Chinatown“ ähnlich wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ als 4K UHD-Edition Collector’s Edition in erwartbar guter Qualität veröffentlicht, mit ähnlich überflüssigem Schnickschnack wie Mini-Poster oder „Art-Cards“. Und im Gegensatz zur alten Blu-ray-Veröffentlichung gibt es auf der UHD-Disc diesmal auch zusätzliches Bonusmaterial.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Thomas Kerpen
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