CHICAGO-MASSAKER

Roger Corman ist es ja seit Mitte der 50er gelungen, einer der wenigen ausschließlich unabhängig arbeitenden amerikanischen Regisseure und Produzenten zu bleiben, auch wenn er zuletzt Teile seines Backkataloges an Buena Vista veräußert hatte, und hat dabei auch zahllose spätere Stars und wichtige Regisseure geformt.

THE ST. VALENTINE'S DAY MASSACRE, so der Originaltitel, ist einer seiner wenigen Versuche geblieben, innerhalb des Hollywood-Studio-Systems Fuß zu fassen, mit einem Budget von einer Million Dollar Cormans bis dato teuerste Produktion, die er wie von ihm gewohnt planmäßig fertig stellte.

Zu meinen Lieblingsfilmen von ihm gehört er dennoch nicht, denn THE ST. VALENTINE'S DAY MASSACRE krankt etwas an seiner zugrunde liegenden eigentlich recht interessanten Idee: der möglichst akkuraten Umsetzung des berühmt-berüchtigten Valentinstag-Massakers am 14.

Februar 1929 in Chicago, bei dem Al Capone seinen Konkurrenten George Moran ausschalten wollte, quasi der traurige Höhepunkt der damaligen Bandenkriege während der Prohibitionszeit, wo der illegale Alkoholhandel großen Profit versprach.

Corman inszeniert das Ganze in einer Art Reportage-Stil mit einem dominanten Off-Kommentar, der den Zuschauer über die Ereignisse und auftauchenden Figuren informiert, was Kinji Fukasaku in seinen "Battles Without Honor And Humanity"-Filmen später quasi aufgriff, um das Gangsterleben in ungeschönter, realistischer Form abzubilden.

Dabei vergaß Corman allerdings, dass zu einem gut funktionierenden Film auch echte Identifikationsangebote gehören. Und so beobachtet der Zuschauer eher unbeteiligt und fast etwas gelangweilt, wie sich die Gangster gegenseitig um die Ecke bringen, weshalb etwa THE UNTOUCHABLES in dieser Hinsicht wesentlich gelungener ist.

An den Schauspielern liegt es nicht, denn Jason Robards verkörpert Al Capone durchaus überzeugend, für den Corman allerdings Orson Welles vorgesehen hatte, auf dessen Marotten das Studio Twentieth Century-Fox allerdings keine Lust hatte.

Und in Nebenrollen sind noch Bruce Dern, Jack Nicholson (da muss man schon gut aufpassen) und der obligatorische Dick Miller zu sehen. Corman erweist sich hier einmal mehr als ökonomisch arbeitender Regisseur, denn sein Chicago besteht aus wiederverwendeten Kulissen anderer Produktionen, was dem Film aber dennoch einen erstaunlich authentischen Look verleiht und ihn neben den martialischen Maschinengewehr-Feuergefechten immer noch sehenswert macht.

Im Gegensatz zu anderen DVDs seiner Filme fehlen leider jegliche Extras, das war schon bei der US-Version von Fox so, was schade ist, denn Corman hat immer viel über seine Produktionen zu erzählen.

Auf jeden Fall schön, dass THE ST. VALENTINE'S DAY MASSACRE endlich mal im Scope-Kinoformat veröffentlicht wurde, denn die alten VHS-Versionen waren alle in schrecklichem Vollbild.