Eigentlich waren mir die CHESTERFIELD KINGS immer schon die liebsten unter den 80er-Revivalisten der 60er Jahre. Nie so pathetisch auf düster gebürstet, nie so sehr auf Garage-Punk-Oldie-Parade gebügelt wie Rudis Skull & Vox-Bones-Ensemble, haben sie seit den frühen Achtzigern mit einer Hand voll grandioser Neo-Garage-Alben den Geist der Nuggets-Reihe hochkompetent in die Jetztzeit gerettet (ohne dafür auch nur mit einer Erwähnung oder einem Beitrag bei der "Children Of Nuggets"-Box bedacht zu werden.
Sieht man von der grässlichen Glam/DOLLS-Phase zu "Berlin Wall Of Sound"-Zeiten ab, haben sie immer detailverliebten, authentischen Garage-Psych abgeliefert, der seinesgleichen sucht. Und mit dem neuen Album "The Mindbending Sounds Of..." liefern sie nun nach annähernd dreißig Jahren so einfach mal eben das beste Album ihrer Karriere ab.
Die Einflüsse sind immer eindeutig identifizierbar: "Transparent life" etwa bezieht sich glasklar auf die CHOCOLATE WATCH BAND, und dennoch verpassen Greg Prevost und Andy Babiuk dem Song unverkennbar ihre ganz eigene Handschrift.
Nicht anders sieht es bei "Disconnection" aus, nur heißt hier der Referenzpunkt ELECTRIC PRUNES. Und selbst der Sixties-Novize erkennt sofort, dass man "Flashback"-Arrangement, Akkorde und Textpassage vom ROLLING STONES Klopper "Jumping Jack Flash" charmant reproduziert, und dennoch daraus einen ganz eigenen Song mit ganz eigenem Sound erschaffen hat.
Und dass "Stems and flowers" sich an den SEEDS gütlich hält, ist offensichtlich, aber niemals störend. E-STREET-BAND Gitarrist und Garage-Godfather Little Steven hat tatkräftig als "Executive Producer" (was auch immer das bedeuten mag) mitgearbeitet, gießt bei einigen Songs etwas Vox-Continental-Orgelsoße dazu und schrubbt die Barriton-Fuzz-Gitarre.
Ein unglaublich vielseitiges Album ist das geworden, mit sehr, sehr vollem Sound, voller Detailtiefe und Liebe zu den Vorbildern sowie genug Abstand zu plattem Revivalismus, essentieller Stoff, sollte in keinem Plattenschrank fehlen! (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Gereon Helmer