Boston hat im Laufe der letzten vierzig Jahre eine Menge wichtige Rock'n'Roll-Acts hervorgebracht. Das geht von den REMAINS über die REAL KIDS bis hin zu DMZ und den LYRES. Nun schickt sich eine neue Kapelle aus dieser Stadt an in die Fußstapfen ihrer großen Vorgänger zu treten, THE CHARMS.
Das Quintett um Frontfrau Ellie Vee legt mit "Charmed I'm sure" einen famosen Debüt-Longplayer hin, der zielsicher den Yachthafen der R'n'R High Society ansteuert, um fast unbemerkt neben den ganz großen Pötten anzulegen.
Um so weniger erstaunt es auch, dass sie wie die bereits oben genannten Bands eine ausgeprägte Pop-Sensibilität besitzen, die sie in ihre Songs einbauen, ohne ihnen auch nur den Hauch von Jammer-Mentalität zu verleihen.
Hätte Debbie Harry in den Siebzigern nicht mit Stein, Burke und Co. musiziert, sondern mit DMZ, das Ergebnis wäre wohl ein ähnliches gewesen. Kompromisslose Rock'n'Roll-Action geben die Fünf zum Besten, mit leichten Power-Pop-Tendenzen hier und da und einem Hang zum Garage-Rock der Swinging Sixties.
Letzterer wird vor allem durch die stete Präsenz der Orgel deutlich, die eine uneingeschränkte Dominanz im typischen CHARMS-Sound besitzt. Tja, und dann wäre da noch "Top down", der erste Song des Albums, die ultimative R'n'R-Hymne.
Was für ein Gitarrensound. Knochentrocken und doch so voller Dynamik. Einfach großartig. Es geht hier natürlich um Autos, Sex und die Jugend, all die Themen, die einen Klassiker seiner Art ausmachen.
Ellis Stimme tut dann ihr übriges. Ungemein sexy und scharf wie ein Rasiermesser gleitet sie durch die zehn Songs des Albums und erinnert mich an die Klasse vom Damen wie Cherie Currie und Paula Piecre.
Zurück zum Wesentlichen. Wie man ja weiß ist weniger manchmal mehr, und die hier wissen auf jeden Fall genau was sie tun und wie weit sie gehen können und müssen. Gut gemacht. (39:08) (8/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Ritchie Apple
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Joachim Hiller