Irgendwie hatte ich beim Lesen dieses Buches ein verdammt mieses Gefühl. Geschrieben und gezeichnet wurde es von der Charlie Hebdo-Karikaturistin Catherine Meurisse, die den Terroranschlägen am 7. Januar 2015 nur durch eine Verkettung von Zufällen entgangen ist.
Genau um diese Anschläge und die Zeit der Verarbeitung danach geht es in „Die Leichtigkeit“. Es ist durchaus zu verstehen, dass Meurisse sich auf diese Weise einiges von der Seele schreiben wollte und konnte, eine Zeichentherapie, 100% autobiografisch.
Für die Autorin ein Teil des Prozesses der Wiederentdeckung der Leichtigkeit. Das Stendhal-Syndrom rückwärts: „Erst die Ohnmacht, innerlich, durch den Schock des Anschlags, dann, beim Erwachen, das Verlangen nach Schönheit.“ Um zu dieser Einsicht zu gelangen muss die Autorin durch eine lange dunkle Zeit, die erst die Kunst insbesondere während eines Stipendiats der Villa Medici und diverse Entdeckungsreisen durch den Louvre ein Stück weit zu beenden weiß.
Renaissance im doppelten Sinne. Allein hat das für den Leser mit seinen tiefen Einblicken in die Details des Terroranschlags und Meurisses Privat- und Seelenleben schon einen so stark voyeuristischen Touch, dass man sich oft lieber peinlich berührt abwenden möchte, als der Geschichte weiter zu folgen.
Stellt man sich damit nicht auf eine Ebene mit denjenigen, die sich sensationsversessen jeden noch so kleinen Schnipsel zu den Anschlägen ansehen? Nicht etwa aus Mitgefühl oder Gründen des Anteilnahme, sondern einfach nur aus purer Neugier? Die Suche nach der Leichtigkeit ist auch am Ende des Buches nicht gänzlich abgeschlossen.
Aber zumindest hat Meurisse für sich persönlich einen Weg gefunden, sie schrittweise zurückzugewinnen: Die Schönheit.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Anke Kalau