„Der Riss“ beinhaltet Ausschnitte aus ursprünglich im Rahmen mehrerer Fotoreportagen für spanische Zeitschriften und Zeitungen entstandenes Material: 15 Notizbücher, 25.000 Fotos plus etliche Filme haben die Journalisten Carlos Spottorno und Guillermo Abril über die Jahre 2013 bis 2016 hinweg an den Grenzen Europas gesammelt.
Und damit auch den Höhepunkt der Flüchtlingsbewegungen dokumentiert. Für den daraus entstandenen Kurzfilm „A las puertas de Europa“ (Vor den Toren Europas) sind sie 2015 unter anderem mit dem World Press Foto Award ausgezeichnet worden.
Nun haben Spottorno und Guillermo ausgewählte Fotos optisch leicht mit einem Farbfilter verfremdet und mit Erläuterungen versehen zur Graphic-Novel umgebaut, um die Geschichten hinter den Bildern in den Augen der Autoren von der Presse nicht hinreichend beziehungsweise nachvollziehbar genug über die Lage an den EU-Grenzen ins Bild gesetzt werden und in der Regel höchstens von Melilla oder Lampedusa gehört haben.
Übergeordnetes Ziel: Der Abbau von Vorurteilen und Halbwissen durch gezielte Information, damit gleichzeitig auch die Eindämmung nationalistischer Tendenzen. Große Worte. Auch wenn sich das eher begrenzt mit einer Graphic Novel durchsetzen lassen wird, liefert „Der Riss“ tiefe Einblicke hinter die Kulissen der Abschottungsmaschinerie.
Nach der Lektüre sollten alle, die aufschreien bei Trumps Ankündigung, eine Barriere an der Grenze zu Mexiko zu errichten, sich erst einmal auf die Probleme vor der eigenen Haustür besinnen.
Denn nichts anderes steht an den Grenzen zu Europa und versperrt verzweifelten Menschen den Zugang zu einem Leben in Frieden und Wohlstand.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #136 Februar/März 2018 und Anke Kalau