Man kann sie kaum noch ertragen, die immer mieser werdenden Comic-Verfilmungen der letzten Jahre, worunter sich dann sogar mal ein halbwegs intelligenter Streifen verbirgt, wie etwa im Fall von IRON MAN, was für die Fortsetzung schon nicht mehr galt.
Und der extrem enttäuschende THOR schien dann ausschließlich dazu zu dienen, das Comic-All-Star-Spektakel THE AVENGERS vorzubereiten. Ähnliches war dann auch bei Joe Johnstons CAPTAIN AMERICA zu befürchten, der allerdings zu den charmanteren Superhelden-Adaptionen gehört, vor allem im Vergleich mit den früheren Versuchen, die Comicfigur im „Star-Spangled Banner“-Look auf die Leinwand zu bringen.
Ein Film, der ähnlich wie Johnstons unterbewerteter, Ende der 30er Jahre angesiedelter ROCKETEER von 1991 oder SKY CAPTAIN AND THE WORLD OF TOMORROW vor allem von seinem schönen Vintage-Look lebt und darüber hinaus mit genügend Selbstironie bei seinem Nazi-Bashing ausgestattet ist, auch wenn darin einige besonders scharfe Kritiker unreflektierten Patriotismus sahen, möglicherweise der falsche Film, um so etwas ernsthaft zu bemängeln.
Leider kann auch Johnston, der ja kürzlich dem Wolfsmenschen ein durchaus würdevolles Update bescherte, nicht das tatsächliche Potential und die dunkleren Seiten dieser hochinteressanten Figur im Marvel-Universum ausschöpfen.
Die wurde 1941 von den beiden Juden Jack Kirby und Joe Simon erdacht, die Captain America natürlich gezielt gegen die damaligen deutschen Kriegsgegner antreten ließen, in Zeiten, in denen auch andere Comic- und Zeichentrick-Figuren in Amerika für Propaganda-Zwecke eingesetzt wurden.
Dennoch bleibt Johnstons CAPTAIN AMERICA eines der unterhaltsameren, liebevoller umgesetzten Marvel-Vehikel, das sein Publikum nicht für dumm verkauft.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #100 Februar/März 2012 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Thomas Kerpen