Immer diese Klischees, gerade über Rockstars. Viele existieren, weil Menschen nicht in der Lage sind, Inszenierungen als solche wahrzunehmen. So, wie ein Schauspieler eine Rolle spielt und der Fiesling aus der Serie im echten Leben der netteste Kerl ist, ist es eben auch (oft) mit den im Vordergrund stehenden Mitgliedern von Bands: Auf der Bühne der blutrünstige Rock’n’Roll-Antichrist, dahinter kunstinteressierter, leiser Veganer, so als Beispiel.
Menschen fällt es schwer hier zu trennen, was speziell im Musikbereich nicht leicht ist, denn zur Rolle gehört eben die glaubwürdige Inszenierung. Und Menschen ändern sich, wo einst die Person auf und hinter der Bühne deckungsgleich waren, herrscht Jahre später eine große Diskrepanz.
Andere hingegen bleiben sich treu, entsprechen allen negativen Klischees, werden zu tragischen Gestalten. Bruce Dickinson, Jahrgang 1958, von 1981 bis 1993 Sänger von IRON MAIDEN, seit 1999 wieder – gehört eindeutig zur Kategorie jener, die sich bestens über diesen vermeintlichen Widerspruch zwischen Rolle und Person „verkaufen“ lassen: „Was, der ist gar dein tumber kinderfressender Satanist?“ „Nein, das ist ein smarter, gebildeter, reflektierter Mann, ein herausragender Fechter und langjähriger Pilot von Passagierflugzeugen.“ Zwischen diesen Extremen erzählt Dickinson äußerst unterhaltsam sein Leben, im Gegensatz zu vielen anderen schrieb er seine Autobiographie ohne Ghostwriter, und wie so oft bei solchen Charakteren hat man das Gefühl, dass solche Geschichten nur das Leben schreiben kann.
Interessant ist, was er selbst als fehlend aufzählt: „... alle Flugzeuge, Ehefrauen, Scheidungen, Kinder und unternehmerische Aktivitäten ...“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und Joachim Hiller
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