Wem amerikanische Kriegsfilme der Sorte SAVING PRIVATE RYAN mittlerweile zum Hals raushängen, bekommt mit Je-gyu Kangs BROTHERHOOD - TAEGUKGI (e-m-s) eine gute Alternative, der nach überschätzten Filmen wie SHIRI und GINGKO BED einen der Kassenschlager Südkoreas ablieferte.
Vor der Kulisse des von 1950-53 dauernden Krieges zwischen Nord- und Südkorea schildert Je-gyu Kang das Schicksal zweier zwangsrekrutierter Brüder, die sich immer weiter voneinander entfremden, in Folge der Bemühungen des einen Bruders den anderen durch seinen Einsatz bei irgendwelchen Selbstmordkommandos weg von der Front wieder nach Hause zu bekommen, was aber nicht klappt, stattdessen wird er eher unfreiwillig zum ungeliebten Kriegshelden.
Nach leichten Anlaufschwierigkeiten entwickelt BROTHERHOOD doch eine erstaunliche Sogwirkung, schon alleine weil Je-gyu Kang nicht gerade zimperlich ist bei der Darstellung der Kampfhandlungen (man nimmt die deutsche 16er Freigabe amüsiert zur Kenntnis), aber auch das Auseinanderdriften der Brüder geht einem wirklich nahe, was natürlich auch eine Analogie für zwei andere Brüder ist ? Nord- und Südkorea.
Darüber hinaus spricht Je-gyu Kang auch Themen wie Familie und das Übernehmen von Verantwortung für jemanden an, ohne dass sein Film dabei unangenehm melodramatisch oder kitschig wäre. Ebenso wenig kann man ihm übermäßige patriotische Tendenzen unterstellen, denn er verarbeitet den Koreakrieg eher mit Blick auf die davon betroffenen menschlichen Schicksale, was gegen Ende eine Form von erschreckendem Irrsinn erreicht, die an Francis Ford Coppolas APOCALYPSE NOW erinnert, ohne allerdings ähnlich surreal zu wirken.
Vielleicht nicht der beste Anti-Kriegsfilm aller Zeiten, aber ein erstaunlich vielschichtiges, nachdenklich stimmendes 148-minütiges Epos mit unaufdringlicher Message auf höchstem produktionstechnischen Niveau.
Die deutsche Doppel-DVD im Steelbook wird dem Film in Sachen technischer Umsetzung und Bonusmaterial in jeglicher Hinsicht gerecht, wobei der Korea-Fan wohlmöglich schon irgendeine asiatische Fassung im Schrank stehen hat, denn da erschien der Film bereits Ende 2004.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen