BRIEFS

Steal Yer Heart CD

Wie schon in der Einleitung des BRIEFS-Interviews in dieser Ausgabe erwähnt, fallen mir kaum noch Superlative ein, um den Jungs zu huldigen. Und nichts anderes als das haben sie verdient. Beweis genug sollte ihr neues, viertes Album "Steal Yer Heart" sein, welches das erste mit dem neuen Bassisten Kicks ist - der vorher bei den NEW TOWN ANIMALS spielte, aber schon seit Sommer letzten Jahres den ausgestiegenen Lance Romance ersetzt - und wie der Vorgänger "Sex Objects" auch auf BYO erschienen ist Und genau so, wie ich mich letztes Jahr nach dem ersten Hören von "Sex Objects" zuerst schwer getan habe mit der Platte, nur um sie kurze Zeit später zu vergöttern, erging es mir auch jetzt wieder.

Ja, gut ist "Steal Yer Heart", sehr gut sogar, aber genau so gut wie "Sex Objects"? Ja verdammt, natürlich ist sie das! Aber es hat mal wieder ein paar Durchläufe gebraucht, um das zu erkennen.

Und genau das ist eben das Besondere an den Seattlern. Rein oberflächlich betrachtet und in ignoranten Ohren mögen die BRIEFS nur eine gute BUZZCOCKS-Variante sein, die mit simplem Punkrock an der Schwelle zum New Wave und catchy Refrains kurzfristig für gute Laune sorgt, aber wenn man sich die Mühe macht, mal unter der Oberfläche nachzusehen oder einfach mal richtig zuhört, dann zeigt sich, dass die Vier viel, viel mehr sind als das: Die BRIEFS wissen eben, wie man gute Songs schreibt, die sich auch nach dem zigsten Anhören nicht abnutzen.

Dieses clevere Songwriting und der Umstand, dass sie ganz genau wissen, wie man das musikalisch sparsam, aber effektiv umsetzt, unterscheidet sie von so vielen anderen Bands und macht sie den großen, alten Helden des Punkrocks ebenbürtig.

Das scheinen viele heute eben nicht zu können. Die BRIEFS dagegen feuern auch auf "Steal Yer Heart" wieder einen genialen "Hit after hit" ab. Unbeschwerter und weniger angepisst als auf "Sex Objects" gehen sie hier zu Werke, quasi "back to the roots".

Einen über vier Minuten langen Song, wie den noch auf "Sex Objects" zu findenden "Killed by ants" gibt's hier nicht, stattdessen überwiegen hier die kurzen, knappen und klar auf den Punkt gebrachten Songs, die BRIEFS-typisch in einem mitreißenden Chorus oder einer überraschend grandiosen Brücke mit einer unsterblichen Melodie gipfeln - wie der Überhit der Platte, "Stuck on you".

Stagnation oder bloße Repetition gibt's dennoch nicht, erstens ist da abermals eine Steigerung der musikalischen Fähigkeiten hörbar und außerdem gibt's auf "Steal Yer Heart" auch Songs wie "Can't get through", der sehr reduziert und ungewöhnlich reserviert klingt und den man so von den BRIEFS noch nicht gehört hat.

Es hat den Anschein, dass die BRIEFS einfach nichts falsch machen können, supersympathisch sind sie zudem und eine der momentan besten und unterhaltsamsten Livebands sowieso. Hör dir einfach "Stuck on you" auf der aktuellen Ox-CD an, kauf dir "Steal Yer Heart", komm vorbei, wenn die BRIEFS Anfang nächstes Jahr mal wieder auf Tour sind, und dann stimme mir zu: Diese Band kann man nur lieben! (10/10)