14 Jahre hat Cartoonist Sammy Harkham gebraucht, um „Blood of the Virgin“ fertigzustellen. Nach eigener Aussage ohne Skript und eher intuitiv als Hommage an die Trash- und Exploitationfilm-Szene im Hollywood der Siebziger entstanden, versucht er den düsteren Geist des Los Angeles jener Ära zu fassen. Auch das Familienleben seiner Eltern nach dem Umzug nach L.A. hat ihn inspiriert. Also lässt er einen irakisch-jüdisch-stämmigen Endzwanziger namens Seymour durch Höhen und Tiefen eines Filmschaffenden stolpern. Neben seiner Karriere als Filmemacher versucht der gleichzeitig, Freundschaften zu pflegen und seiner Beziehung und Familie gerecht zu werden. Zeitweise rückt seine Frau Ida, Tochter von nach Neuseeland emigrierten Holocaust-Überlebenden, in den Fokus der Erzählung. Sie hadert mit den USA, aber auch mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter und flieht zwischenzeitlich zurück in ihr Heimatland, wo sie sich mit dem teilweise unerfreulichen Werdegang ihrer Verwandten und Jugendfreunde konfrontiert sieht. Auch auf weitere Protagonisten springt die Handlung über, was nicht zuletzt der langen Entstehungszeit und der Tatsache, dass Teile des Buches schon in leicht abweichender Form im Comic-Magazin Crickets und der Anthologie „Kramers Ergot“ veröffentlicht wurden, geschuldet sein dürfte. Meist in Graustufen, selten auch mal vollfarbig ergründet Harkham in einfachen und doch präzisen Bildern Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen auf verschiedenen Ebenen. „The kind of storytelling I’m interested in is making things really stacked and dense so that one thing is going on with dialogue, one thing’s going on visually, and one thing’s going on in the background.“ Vielschichtig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Anke Kalau