BLANK CITY

„Blank City“ ist die erste abendfüllende Dokumentation von Céline Danhier und gehört in diesem Bereich sicherlich nicht zu den herausragendsten Werken. Schon alleine, weil die hier thematisierte filmische Subkultur, deren Hochzeit von den späten Siebzigern bis Anfang der Neunziger reichte, und deren radikales Ausdrucksspektrum für den Großteil der Menschheit nach wie vor äußerst unverdaulich sein dürfte.

Einige der hier zu Wort kommenden Protagonisten wie Jim Jarmusch, Steve Buscemi oder Richard Kern sind zwar inzwischen vom seriösen Kulturbetrieb akzeptiert, andere, wie Nick Zedd, haben ihre kompromisslose Underground-Mentalität niemals abgelegt.

Dafür sind die grundsätzlichen Botschaften von Danhier universell verständlich und betreffen nicht nur die Metropole New York. Denn die schleichende Gentrifizierung der Großstädte erstickt die Entwicklung von Subkulturen und damit die kreative Energie, die in New York Ende der Siebziger im Umfeld von Punk und D.I.Y.

neue künstlerische Ausdrucksformen erst möglich machte. Natürlich bringt eine Stadt wie New York immer noch neue aufregende Kunst hervor, aber so etwas wie das extreme Underground-Kino der „Cinema Of Transgression“-Bewegung, das Jack Sargeant 1995 in seinem Buch „Deathtripping“ aufgearbeitet hatte, dürfte im „Schöner Wohnen“-Umfeld der heutigen Lower East Side kaum noch möglich sein.

Sargeant kommt auch in „Blank City“ zu Wort, neben jeder Menge anderer wichtiger New Yorker Künstlerpersönlichkeiten. Auch wenn viele der hier anschaulich bebilderten kulturellen Errungenschaften von „No Wave“ oder „Cinema Of Transgression“ keinerlei Bedeutung mehr für die Jetztzeit besitzen mögen, erinnert „Blank City“ auf spannende und informative Weise an eine Ära, als der Underground noch subversiv, gefährlich und inspirierend war.