SISTERS OF MERCY gründeten sich 1980, spielten ihr erstes Konzert 1981 als Vorband für die THOMPSON TWINS, um wenige Wochen später für MOTÖRHEAD in Leeds zu eröffnen. Die Band um Andrew Eldritch wurde zur Ikone des britischen Goth, wenngleich er selbst diesen Begriff vehement als Beschreibung ablehnte. Mark Andrews, der auch für The Quietus schreibt und bereits eine lange Artikelreihe über die Sisters verfasste, skizziert die Anfangsphase informativ, detailreich und mit unzähligen Anekdoten. Eine Zeit, in der es eine Menge Trockennebel, Stroboskopgewitter, Blut, Erbrochenes und Speed und Sex in den Toiletten gab. Mit Eldritch wuchs ein Bühnenimpresario heran, der mit sorgfältig einstudierten Rockstar-Gesten in der sinnlichen Geschmeidigkeit zwischen einerseits Robert Plant und Jim Morrison, man denke an den Umgang von Eldritch mit dem Mikro, und David Bowie anderseits verhaftet war: Andrew Eldritch kreuzte gekonnt Macho-Manierismen mit femininen Gesten. Die SISTERS OF MERCY, benannt nach einem Song von Leonard Cohen, waren die Live-Band der frühen Achtziger, die in ihrem Genre wohl mit den meisten Bootlegs gesegnet waren. Sie nahmen die „Black Celeberations“ und Prozessionen von DEPECHE MODE einige Jahre vorweg und ihre Auftritte waren Messen für die Fans, konsequent bis zu ihrem letzten Konzert in der Royal Albert Hall in London1985. Dass die Band nicht immer auf die „Godfathers of Goth“ reduziert werden konnte und Humor hatte, bewiesen ihre Coverversionen von unter anderem ABBA („Gimme! Gimme! Gimme!“) oder HOT CHOCOLATE („Emma“). In den fünf Jahren, die hier behandelt werden, erhob Andrew Eldritch den Anspruch, der größte Rockstar seiner Generation zu sein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Markus Kolodziej