REAL BAD NEWS

Black And White And Red All Over LP

Die Frat-Party ist in vollem Gange, jedermann amüsiert sich königlich, als Deke Dickerson an das Mikro tritt und die epochale Frage stellt: "Ladies and gentlemen! Are you ready for some REAL BAD NEWS?" "Ach, nöö, lass mal", wäre wohl die zu erwartende Reaktion, hat man doch nicht erkannt, dass mit REAL BAD NEWS vorliegend die Band gleichen Namens gemeint ist, die mit ihrem ansteckenden 60s-Beat dafür Sorge tragen wird, dass anschließend ein jeder Mop-Top den Flip-Flop macht.

Dass Mr. Dickerson an dem Quartett aus Sacramento einen Narren gefressen hat, ist durchaus nachvollziehbar, fühlt man sich bei der gelungenen Mischung aus Northwest-Garage-Stomp, RIVIERAS/NEW DIMENSIONS-Surf-Sound und dem gelegentlichen Smooch-Song doch unweigerlich an THE UNTAMED YOUTH erinnert.

Was beide Bands von der Armee klassischer Beat-Epigonen unterscheidet, ist ihr Sinn für Humor. Einer Band, die mit "Krispy Kreme" einen nicht ganz jugendfreien KINGSMEN-Pounder über ihre favorisierte Donut-Marke schreibt, wird es herzlich egal sein, wenn andere "Cookie-Cutter-Cover-Bands" anstrengende Diskussionen darüber führen, ob eine Band das Nest der 60s-Beat-Puristen beschmutzt hat, weil sie die falschen Skinny Ties trägt.

Deke Dickerson bezeichnet diese Herrschaften in seinen Liner-Notes sehr treffend als "80s Vox Wig TM Bands". Die REAL BAD NEWS leisten lieber praktische Hilfestellung bei der Frauen- und Autowahl.

Wer den Müll rausträgt, wird aufgerufen darüber nachzudenken, ob er in seiner Wohnung nicht noch etwas wesentliches vergessen hat, und wessen Wahl beim Autokauf auf die Ford Motor Company fällt, ist ...

nun ... ein Arsch! Und das bei unserer gegenwärtigen Diskussion zum Automobilstandort Deutschland, noch dazu auf einem Kölner Label! Zu Schüleraustauschzeiten trug mein Gastvater ja immer eine Kappe mit der Aufschrift "I'd rather push a Ford than drive a Chevy", aber da ich als Kind der Häme der Nachbarkinder ausgesetzt war, weil meine Mutter es für vertretbar hielt, einen Ford Capri zu fahren, kann ich hier nur Partei für die REAL BAD NEWS ergreifen.

Bei aller Unterhaltsamkeit sollte der Hörer nur nicht den Fehler begehen, die REAL BAD NEWS als Novelty-Gimmick-Band abzutun, dafür ist "Black And White And Red All Over" einfach zu gut.