Im März 2016 begann für die beiden Protagonisten an der Chicago Union Station eine 65-stündige Zugfahrt, Zielbahnhof Los Angeles. Immer wenn der Zug anhielt, wurde das Aufnahmeequipment ausgepackt. Und man spielte drauflos, in Ankunftshallen, auf Bahnsteigen oder neben den Gleisen.
Das Ergebnis ist eine Liedersammlung, die sich mit der Bedeutung der Eisenbahn für die USA seit Mitte des 19. Jahrhunderts befasst. Billy Braggs tiefe Stimme und Joe Henrys leicht angekratzte Art zu singen klingen dabei wie für einander geschaffen.
Die zwei Akustikgitarren harmonieren ohnehin perfekt. Einziges Manko: ein ganzes Album voller Traditionals kann manchmal ein bisschen zu viel sein. Es gibt ja einen Grund dafür, dass Genres wie Americana oder Alternative Country sich großer Beliebtheit beim jüngeren Publikum erfreuen – eben weil sie die bekannten Themen in unsere Gegenwart transportieren.
Bei „Shine A Light“ geht es dagegen um einen Rückblick, wunderschön und ergreifend für ein paar Songs. Für ein ganzes Album muss man schon in der richtigen Stimmung sein. Aber John Hartfords unkaputtbares „Gentle on my mind“ gelingt hier hervorragend, reduziert aufs absolut Wesentliche.
Und auch das traurige „The L&N don’t stop here anymore“, im Original von Jean Ritchie, geht wunderbar unter die Haut.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Kent Nielsen