Wenn eine Band 30 Jahre keine Platte aufnimmt, liegt die Messlatte dementsprechend hoch, vor allem im Fall von BIG STAR, die zu Lebzeiten schamlos übersehen wurden und dadurch später noch erheblich ihren Kultstatus als Powerpop-Prototyp steigern konnten.
Übrig geblieben sind von der Urbesetzung nur noch Jody Stephens und natürlich Alex Chilton, die hier durch die POSIES-Mitglieder Jon Auer und Ken Stringfellow unterstützt werden, wie auch schon auf der "Columbia: Live at Missouri University"-Platte von 1993, eine etwas verkannte Scheibe meiner Meinung nach.
Strategisch allerdings nicht so ganz geschickt war, "In Space" kurz nach dem neuen POSIES-Album zu veröffentlichen, denn der Einfluss von Stringfellow ist hier nur sehr schwer zu überhören.
Und so klingt "In Space" auch streckenweise wie ein zu lasch geratenes POSIES-Album, irritiert dann an anderer Stelle durch fast schon parodistisch wirkenden 70er-Rock mit hohen Funk-, Beat- und Psychedelic-Anleihen.
Der große Wurf scheint das jedenfalls nicht zu sein, eher eine komischer Versuch, BIG STAR ein zeitgemäßeres Konzept zu verpassen, ohne dabei natürlich auch nostalgische Tendenzen nicht zu kurz kommen zu lassen.
Und so ist ein Song wie "February's revolution" nur ein schwacher Abklatsch von "September Gurls", der mehr nach REM als nach BIG STAR klingt. "Mine exclusively" würde sich sicher auch auf dem "Blues Brothers"-Soundtrack zu Hause fühlen und der stereotype Rock'n'Roll-Sound von "A whole thing" soll wohl eine Verbeugung mit Hexenschuss vor den BEACH BOYS sein.
Bei "Aria largo" wird komisch rumgedudelt, und dann ist die Platte auch schon fast zu Ende, die alles andere als ein Meisterwerk oder so was ähnliches geworden ist, aber vielleicht braucht es wieder mal ein paar Jährchen, um zu einer anderen Einschätzung zu kommen.
Mir egal, ich bin gerade im Hier und Jetzt von diesem unhomogenen Stückwerk enttäuscht. (5)
© by - Ausgabe # und 18. März 2010
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Joachim Hiller
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