Es ist interessant zu verfolgen, dass ein Label wie Relapse mittlerweile eine musikalische Bandbreite bedient, für die andere längst 137 Unterlabels gegründet hätten, um die Kernhörerschaft nicht zu verwirren.
„Blackened Punk“, heißt es da irgendwo, ich würde Punk mit Noise sagen, aber wir können uns irgendwo dazwischen einigen. Da sind Industrial-Einflüsse, Hardcore, negative Vibes galore, jede Menge kaputte Elemente zwischen recht simplen Stompern ohne viel Federlesens („Doggerel“) und jede Menge kaputter Songs, die für FLIPPER dann doch zu schnell gewesen wären.
Der permanent verzerrte Gesang schmälert das Vergnügen, denn es ist die einzige Zutat, die nicht so richtig variiert wird, im Gegensatz zum Rest des Eintopfs. Zieht man die „Interludes“ ab, bleiben acht negative Songs, die den Spagat zwischen Blackness, Hardcore, Noise und den schleppenden Vertretern der Liga mal gut, mal besser hinbekommen.
Der große Wurf ist es noch nicht ganz, dafür müssten sie sich vielleicht entschließen, nur einen oder zwei Nägel richtig in die Wand zu schlagen, statt auf vier Hochzeiten zu tanzen. Wenn sie sich auf ihre Kernkompetenzen (fies, dreckig und brutal) konzentrieren wie bei „Reclaimed church“, spielen sie ganz oben mit.
Dann kommen wieder nicht ganz so ausgegorene Stücke, also bleibt man im oberen Mittelfeld stecken, unterhalb der Europa-League-Plätze, die mit der nächsten Saison angepeilt werden dürften.
Die Möglichkeiten sind jedenfalls größer als das, wenn man sich nur vom immer gleichen Gesang lösen und der Sau freien Lauf lassen würde. Da steckt noch jede Menge ungenutztes Potenzial drin.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Kalle Stille