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BEAU IS AFRAID

Mit seinen ersten beiden Filmen, „Hereditary“ von 2018 und „Midsommar“ von 2019, hatte sich der Amerikaner Ari Aster als Regisseur, Drehbuchautor und inzwischen auch als Produzent auf ungewöhnliche Weise dem Horrorgenre angenähert und lieferte dabei neben drastischen Schockeffekten und kunstvollen Bildkompositionen auch eine recht desorientierende, teils surreale Erzählweise, die bei „Midsommar“ mit knapp drei Stunden Laufzeit beim Director’s Cut auch noch extrem episch ausfiel. Kürzlich stieß ich darauf, dass man sich unter https://archive.org/details/ari-aster-short-films die früheren, offenbar gemeinfreien Kurzfilme von Aster in guter Qualität anschauen kann. Darunter auch der sechsminütige „Beau“ von 2011, in dem ein neurotischer Schwarzer mittleren Alters aufgrund einer Kette unheimlicher Ereignisse daran gehindert wird, die Reise zu seiner Mutter anzutreten. Offenbar die Grundlage für Asters neuen, inzwischen auf DVD und Blu-ray erschienenen dreistündigen Film „Beau Is Afraid“. Die Rolle des Beau übernahm Joaquin Phoenix, der im Gegensatz zum Beau des Kurzfilms die Reise zu seiner Mutter trotz einiger Widerstände tatsächlich antritt, die allerdings in der Zwischenzeit verstorben ist. Ansonsten heißt das Motto hier „seeing is believing“, denn im Vergleich zu „Hereditary“ und „Midsommar“ erreichen die Bezüge zum Horrorgenre eine beeindruckend bizarre Qualität, was auch die gesamte Handlung betrifft, die wohl nicht wenige Zuschauer überfordern dürfte. Aster scheint hier mit Mitteln von David Lynch, Darren Aronofsky, Quentin Dupieux oder Wes Anderson sein ganz eigenes Narrativ geschaffen zu haben, inklusive der dafür nötigen Bildsprache, und präsentiert hier dem gnadenlos verwirrten Zuschauer quasi als Höhepunkt dieser kafkaesken „Albtraumkomödie“ noch ein herrlich absurdes Penismonster.