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BATTLE FOR HADITHA

Brian De Palmas REDACTED ist ja nicht der einzige Film der letzten Zeit, der sich mit dem Irakkrieg auseinandersetzt, auch Nick Broomfields BATTLE FOR HADITHA bemüht sich um eine realistische Aufarbeitung eines Kriegsverbrechens.

Als Grundlage diente ihm dabei das Massaker am 19. November 2005 in der irakischen Stadt Haditha, bei dem Streitkräfte der Vereinigten Staaten 24 Zivilisten abschlachteten – darunter auch Frauen und Kinder – als Vergeltungsaktion für den Tod eines Kameraden, der einem Bombenanschlag zum Opfer fiel.

Glücklicherweise macht Broomfield nicht denselben Fehler wie De Palma und nervt mit einem amateurhaften pseudodokumentarischen Hyperrealismus, sondern verbindet geschickt fiktive Spielfilmhandlung und seine früheren Erfahrungen als Dokumentarfilmer, um BATTLE FOR HADITHA aus drei unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen, die der Soldaten, involvierten Zivilisten und Attentäter.

Natürlich bemüht sich auch Broomfield um realistische Bilder, hinzu kommt, dass er die Rollen der Soldaten mit echten GIs besetzt hat, aber ansonsten wirkt BATTLE FOR HADITHA eben wie ein Spielfilm mit realem Hintergrund und nicht wie eine unfreiwillige Mockumentary, die REDACTED nun mal leider ist.

Broomfield hat dem Genre des Antikriegsfilms zwar nichts wirklich Neues hinzuzufügen – außer einer gewissen Aktualität –, aber es gelingt ihm auf jeden Fall eine ausgewogene Koexistenz der drei unterschiedlichen Perspektiven, ohne dass er eine Seite alleine für die grausamen Vorkommnisse in Haditha verantwortlich machen würde.

So sind seine Terroristen nicht ausschließlich kaltblütige Fanatiker, ebenso wenig wie die US-Soldaten psychopathische Killer sind, und auch die Verantwortung der Zivilbevölkerung und ihr Verhältnis zu den gegnerischen Seiten hinterfragt Broomfield auf kritische, aber nicht wertende Weise, was auch den kompletten Film auszeichnet.

Kein platter polemischer Antiamerikanismus also – darauf versteht sich ein Michael Moore ja auch viel besser –, sondern eher die Suche nach den Resten humanistischer Prinzipien im menschlichen Zusammenleben inmitten kriegerischer Auseinandersetzungen.

Wobei auch Broomfield dabei nicht auf schockierende, sprachlos machende Szenen verzichtet, um dem sinnlosen brutalen Töten adäquate Bilder gegenüberzustellen. BATTLE FOR HADITHA ist das sehenswerte Werk eines moralisch ernstzunehmenden Künstlers, der hier keine billige Meinungsmache betreibt, sondern erneut belegt, dass die Grenze zwischen Tätern und Opfern im Kriegsfall nicht immer genau unterscheidbar ist.

Es bleibt der Nachwelt überlassen, diesen Scherbenhaufen halbwegs sinnvoll wieder zusammen zu kitten, ohne die dadurch entstandenen Narben jemals heilen zu können. Als Extras gibt es hier getrennte Audiokommentare von Broomfield und Hauptdarsteller Elliot Ruiz.

Hinzu kommt ein langes „Making of“, ein Special des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera über den Film mit Broomfield im Rahmen einer Sondervorführung vor geladenem Fachpublikum, und ein interessantes, wenn auch kurzes Interview mit dem Soldaten Eric Mehalacopoulos, der auch in BATTLE FOR HADITHA mitspielt.