2017 wurde ein unbetiteltes Gemälde des 1988 mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin gestorbenen Jean-Michel Basquiat für 110,5 Millionen Dollar versteigert – die bis dato höchste für das Werk eines US-Künstlers gezahlte Summe. Es ist mit Öl-Stift und Sprühfarbe gemalt und zeigt eine Mischung aus Kopf und Totenschädel auf überwiegend hellblauem Untergrund. Ein ähnliches Lebewesen ist gemeinsam mit Basquiat selbst Hauptfigur dieser lose an die künstlerische Biografie des New Yorkers mit puertoricanischen und haitianischen Wurzeln angelehnten Graphic Novel. Erzählt wird Basquiats Ringen mit seinem inneren Dämon aus Drogen und Selbstzweifel von dem deutschen Wahl-New Yorker Julian Voloj, der seine Ideen zeichnerisch von Søren Mosdal zum Leben erwecken lässt. Mosdal greift dabei überwiegend auf Basquiats schrille Farbgebung Lila-Rot-Orange-Blau-Gelb zurück, die ab Ende der Achtziger als Karikatur ihrer selbst die Mainstream-Mode bestimmte. Dabei hegt Szenarist Voloj keinen Anspruch auf Vollständigkeit, reißt besonders in den Kindheits- und Jugendjahren Dinge wie Basquiats bildungsbürgerliche Herkunft oder die psychische Erkrankung seiner Mutter lediglich an oder spart anderes, wie die zwei Jahre, die Basquiat mit seinem Vater in Puerto Rico lebte, komplett aus. Relativ genau zeichnet er hingegen Basquiats künstlerischen Werdegang vom SAMO-Tagger hin zum Warhol-Schützling und gefeiertem Enfant terrible der umtriebigen New Yorker Kunstszene und seinen Kampf mit Drogensucht und Depressionen nach. Ein Rundumschlag im Stile der Typex-Warhol-Biografie ist „Basquiat“ nicht, dennoch bietet sie einen lesenswerten Einstieg in das stilprägende Schaffen eines eigensinnigen jungen Mannes.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Anke Kalau