Eigentlich hätte Frank Iero schon mit seinem Debütalbum „Stomachaches“ aus dem riesigen Schatten von MY CHEMICAL ROMANCE treten müssen. Seitdem hat er mit jeder seiner Veröffentlichungen eine enorme Entwicklung durchgemacht und gezeigt, wie vielseitig er ist. So ist „Barriers“ dieses Mal keine Punkrock-Platte geworden. Vielmehr schlägt der Gitarrist und Sänger stellenweise folkige Pop-Töne an und erinnert mit seiner Stimme an Rivers Cuomo von WEEZER. Auch was seine ausgefallenen Songideen angeht, hat er sich wohl eine große Scheibe vom Blauen Album und „Pinkerton“ abgeschnitten. Das macht seine Songs, die er unter anderem mit Musikern von THURSDAY aufgenommen hat, super spannend. Und irgendwie passt es auch total ins Bild, dass Steve Albini am Mischpult seine Finger im Spiel hatte. Er muss Iero dazu gebracht haben, sich wieder mit seiner Emo-Vergangenheit zu beschäftigen und diese mit Hilfe noisiger Gitarren zu verarbeiten. Wäre diese Welt gerecht, wären nicht die im Sommer angesetzten MY CHEMICAL ROMANCE-Konzerte innerhalb von Stunden ausverkauft. Stattdessen würde es schon reichen, wenn sich Iero sich mit seinen FUTURE VIOLENTS auf die Bühne stellt und allen klarmacht, was für ein fantastischer Musiker und Songwriter er ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Sebastian Wahle