BAADASSSSS!

Melvin Van Peebles’ schmutziger, kleiner „Kill Whitey“-Streifen SWEET SWEETBACK’S BAADASSSSS SONG von 1971 gilt als Geburtsstunde des Black Cinema bzw. des Blaxploitation-Genres, ist aber mit späteren Vertretern dieses Bereichs aufgrund seiner Radikalität kaum zu vergleichen – man könnte hier auch von umgekehrtem Rassismus sprechen –, wie etwa dem zwei Monate später von MGM veröffentlichten SHAFT, der ein ähnliches Publikum ansprechen sollte.

Van Peebles’ nach wie vor einzigartiger Undergroundfilm enthält auch den ersten Leinwandauftritt des damals 14-jährigen Mario Van Peebles, den Papa da vor die Kamera zerrte. Eine prägende Erfahrung, die Mario Van Peebles, der bisher als Regisseur und Schauspieler ein sehr durchwachsenes Werk aufzuweisen hat und oft im Umfeld übelster Action-Gülle zu verorten ist, 33 Jahre später zu einem hochinteressanten Film verarbeitete, in dem es um den schwierigen Entstehungsprozess von SWEET SWEETBACK’S BAADASSSSS SONG geht.

Gleichzeitig Liebeserklärung an seinen Vater als auch an das Independentkino im Allgemeinen, ohne dass BAADASSSSS! (Alternativtitel sind GETTIN’ THE MAN’S FOOT OUTTA YOUR BAADASSSSS! und HOW TO GET THE MAN’S FOOT OUTTA YOUR ASS) zu einem rein nostalgisch verklärten Trip in die eigene Jugend würde.

Mario spielt darin seinen Vater Melvin, der davon besessen ist, seinen Film SWEET SWEETBACK’S BAADASSSSS SONG ohne die Unterstützung großer Filmstudios fertig zu stellen und in die Kinos zu bringen, ein kräftezehrendes Unternehmen an der Schwelle zur kompletten Selbstaufgabe, das einige Male fast zu scheitern droht.

Und diese Leidenschaft, den eigenen Traum unter allen Umständen zu verwirklichen, bringt Mario Van Peebles wirklich gelungen auf die Leinwand. Man erfährt dabei sehr viel über eine Form von Filmemachen, die George Romero mal als „Guerilla-Style“ bezeichnet hat, ebenso wie über die Besonderheiten von SWEET SWEETBACK’S BAADASSSSS SONG, den man sich aber zum besseren Verständnis auch mal anschauen sollte.

Sicher eine der besten Arbeiten von Mario Van Peebles, neben PANTHER von 1995, wo sein Vater am Drehbuch beteiligt war, der jetzt auch mal hierzulande als umfangreiche 2-Disc-Edition erschienen ist, u.a.

mit der kurzen Doku THE STORY BEHIND BAADASSSSS!: THE BIRTH OF BLACK CINEMA und einem Interview mit Melvin Van Peebles auf der Bonusdisc.