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AUSGESTOSSEN

Carol Reed, der 1953 als erster britische Filmregisseur für sein Lebenswerk zum Ritter geschlagen wurde, ist vor allem für „Der dritte Mann“ von 1949 bekannt, in dem Hauptdarsteller Orson Welles am Ende von der Polizei durch die Wiener Kanalisation gejagt wird, der zu den großen Klassiker der Filmgeschichte zählt. 1951 erhielt Kameramann Robert Krasker für seine beeindruckende Schwarz-Weiß-Fotografie auch noch einen Oscar. Mit Krasker hatte Reed bereits zwei Jahre zuvor beim – trotz einiger Auszeichnungen – weniger bekannten „Ausgestoßen“ zusammengearbeitet, der auch 1948 in den deutschen Kinos gezeigt wurde. Wie bei „Der dritte Mann“ sind es bei „Ausgestoßen“ (eine durchaus sinnige Übersetzung des Originaltitels „Odd Man Out“) Kraskers Bilder, die beide Filme zumindest hinsichtlich der visuellen Umsetzung zu Film noir-Vertretern machen, denn in erzählerischer Hinsicht sind Reeds Werke wesentlich poetischer und symbolträchtiger als die typischen Vertreter der amerikanischen „Schwarzen Serie“. Vor gut zehn Jahren erschien „Ausgestoßen“ in Kochs „Film Noir Collection“ auf DVD, bei der Neuauflage soll es sich um eine „Remastered Edition“ handeln, und tatsächlich wirkt das Bild kontrastreicher und konserviert sehr schön das Filmkorn des ursprünglichen Filmmaterials. Zudem ist hier noch eine Doku über Hauptdarsteller James Mason enthalten. Mason spielt in „Ausgestoßen“ den nach einem Banküberfall schwer verwundeten Anführer einer namenlosen irischen Untergrundorganisation (man kann davon ausgehen, dass es sich um die IRA handelt), der sich halbtot durch das winterliche Belfast schleppt, ein qualvoller Kreuzweg voll religiöser Symbolik, und dessen Ende quasi vorherbestimmt ist. „Ausgestoßen“ ist trotz der Menschenjagd-Thematik letztendlich eher ein schwermütiges „Schuld und Sühne“-Drama als ein konventioneller Thriller.