Wer sich unter AUNT NELLYs selbstauferlegtem Etikett „Psychedelic Soul“ nichts vorstellen kann, wird sicherlich bei einem Blick auf die Ahnentafel der Tante schlauer. Sie ist direkter Nachfahre der Mod-Revivalisten THE CLIQUE, Nichte der Medway-Garage-Kapelle THE EFFECTIVES und bekam von THE BRESSLAWS ihr Faible für Sixties R&B in die Wiege gelegt.
Der Stammbaum von AUNT NELLY bietet nicht nur Aufschluss über die Belegschaft der Band, sondern gibt auch die musikalische Marschrichtung ihres Debütalbums vor. Ganz im Sinne ihrer vorangehenden Projekte fabrizieren sie stampfende Soul-Beats und orgeldominierte R&B- beziehungsweise Pop-Harmonien und sind in der abgedeckten musikalischen Bandbreite viel zu ausschweifend, um sie angemessen kategorisieren zu können.
Zwischen knackigen Blue Eyed Soul („Day tripper“), konventionellen Britpop („Smile“) oder Merseybeat („Get off my track“) fügen sich auch instrumentaler Freakbeat („Wating for Alex“) oder sonniger Westküsten-Pop („Smile“) in ein Gesamtbild, das denn wiederum eigentlich gar keines ist.
Wer also keine Berührungsangst mit AUNT NELLYs Unbekümmertheit im Umgang mit genrebeengenden Konventionen und ihrer Freude an sämtlichen Spielarten (vornehmlich) britischer Musik der Frühsechziger bis Mittsiebziger hat, wird an diesem Mod-Potpourri sicherlich Gefallen finden.
Persönlich wünsche ich mir von den nächsten Releases lediglich eine etwas rauhere Produktion.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Matti Bildt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #109 August/September 2013 und Matti Bildt